Biontech sieht sich auf Kurs - rasche Anpassung an Virus-Varianten

Die Mainzer Forscher wollen im Oktober einen Impfstoff gegen die
neuen Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 ausliefern. Im ersten Halbjahr
macht das Unternehmen einen Umsatz von nahezu zehn Milliarden Euro.

Mainz (dpa) - Das Pharmaunternehmen Biontech hat die zügige Anpassung
seines Corona-Impfstoffs an neue Varianten in Aussicht gestellt und
die Erwartung eines Jahresumsatzes von mindestens 13 Milliarden Euro
bekräftigt. «Auf unserem Weg zu einem globalen Kraftzentrum in der
Immuntherapie haben wir im zweiten Quartal wesentliche Fortschritte
erzielt», sagte der Vorstandschef und Mitbegründer Ugur Sahin am
Montag in Mainz bei der Vorstellung der Quartalszahlen für die Monate
April bis Juni.

Noch im August solle eine klinische Studie zu einem an die
Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoff beginnen, sagte
Sahin. Falls die zuständigen Behörden dies genehmigten, könnten erste

Dosen ab Oktober ausgeliefert werden.

Zuvor hatte Biontech bereits einen an die Variante BA.1 angepassten
Impfstoff entwickelt. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat Mitte Juni
das Prüfverfahren für diesen Impfstoff der Hersteller Biontech und
Pfizer gestartet. Die EMA prüft zudem einen angepassten Impfstoff des
US-Herstellers Moderna, der ebenso wie das Vakzin von Biontech/Pfizer
auf der mRNA-Technologie basiert. Bisher ist noch kein Impfstoff in
der EU zugelassen, der auch auf Varianten des Coronavirus zielt.

Biontech werde Schritt halten mit dem Mutationstempo von Sars-CoV-2,
sagte Vorstandsmitglied und Mitbegründerin Özlem Türeci. Als Ziel der

weiteren Entwicklung nannte sie einen Corona-Impfstoff «mit einer
breiteren und länger wirksamen Immunantwort».

Mit dem Verkauf seines Corona-Impfstoffs erwirtschaftete Biontech im
ersten Halbjahr 9,57 Milliarden Euro. Das waren 30,1 Prozent mehr als
in der ersten Hälfte 2021. Der Nettogewinn legte um 37,2 Prozent auf
5,37 Milliarden Euro zu. «Die Halbjahreszahlen sind voll im Einklang
mit unseren Erwartungen», sagte Finanzchef Jens Holstein.

In der Betrachtung allein des zweiten Quartals gab es allerdings
sowohl beim Umsatz (minus 39,8 Prozent auf 3,20 Milliarden) als auch
beim Gewinn (minus 40,0 Prozent auf 1,67 Milliarden) einen Rückgang
im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der
Corona-Impfstoffhersteller führte dies darauf zurück, dass die
dynamische Entwicklung der Pandemie «zu einer Verschiebung von
Aufträgen und damit zu Schwankungen bei den Quartalsumsätzen» führe
.

Für das Gesamtjahr 2022 erwartet Biontech einen Umsatz von 13 bis 17
Milliarden Euro. Vor allem im vierten Quartal sei mit Blick auf die
variantenangepassten Impfstoffkandidaten eine verstärkte Nachfrage zu
erwarten.

Seit Dezember 2020 hat Biontech mit seinem US-Partner Pfizer nach
eigenen Angaben mehr als 3,6 Milliarden Dosen seines
Corona-Impfstoffs in 180 Länder ausgeführt und ist damit Marktführer.

In der ruandischen Hauptstadt Kigali, der Partnerstadt von Mainz, hat
der Bau einer ersten Biontech-Fertigungsanlage in Afrika begonnen.
Als weitere mögliche Standorte auf dem Kontinent nannte das
Unternehmen Senegal und Südafrika.

Neben den Corona-Impfstoffen treibt Biontech die Entwicklung von
Krebs-Therapien auf Basis der mRNA-Technologie voran. Zu den
angestrebten Zielen gehört ein Impfstoff, der an das besondere Profil
einer individuellen Krebserkrankung angepasst ist. Türeci gab einen
Überblick zu unterschiedlichen Projekten der Krebs-Therapie und
sprach von vielversprechenden Daten in bisherigen Tests.