Astronaut Matthias Maurer will zum Mond Von Birgit Reichert, dpa
Noch nicht mal 100 Tage ist Astronaut Maurer von der ISS zur Erde
zurück. Und schon hat er wieder Fernweh ins All. Die nächste Mission
soll zum Mond gehen - hofft er.
Köln/Saarbrücken (dpa) - Knapp drei Monate nach seiner Rückkehr aus
dem All hat Astronaut Matthias Maurer (52) bereits seinen möglichen
nächsten außerirdischen Einsatz im Blick: eine Reise zum Mond. Er sei
ziemlich optimistisch, dass Ende der 20er Jahre die ersten Europäer
den Mond betreten und er erhoffe sich eine Chance. «Das ist mein
größter Traum», sagte der gebürtige Saarländer der Deutschen
Presse-Agentur.
In den nächsten Jahren wollten Amerikaner, Europäer, Japaner und
Kanadier die Raumstation «Lunar Gateway» bauen, die um den Mond
kreisen werde. «Und die aktuelle Planung sieht so aus, dass ab 2027
oder 2028 Landungen vom Gateway auf dem Mond vorgesehen sind», sagt
Maurer. Momentan seien bereits drei Flüge mit jeweils einem Europäer
zu dem geplanten Gateway-Außenposten der Menschheit vereinbart. Er
wisse aber auch, andere Kollegen wären «genauso gerne dabei wie ich
selbst».
Warum der Mond ihn so anziehe? Es geht dort um die ganz großen
Menschheitsfragen: «Was gibt es da draußen, wie ist das alles
entstanden, gibt es Leben da draußen und wie kam das Leben auf die
Erde?» Der Mond habe «unglaublich viel zu bieten». Jedenfalls mehr
als man 1972 meinte, als US-Astronauten von Apollo 17 als bisher
letzte Menschen den Mond betraten. Als «staubig und trocken und nicht
besonders spannend» habe man den Mond damals gesehen.
Inzwischen wisse man mehr. Zum einen sei der Mond etwa so alt wie die
Erde, habe sich aber ganz anders entwickelt. Aus geologischen Proben
könne man einiges über die Erde in der Vergangenheit lernen: «Der
Mond wird also zu einem Geschichtsbuch für die Erdentstehung», sagt
der Astronaut der europäischen Raumfahrtagentur Esa, der am 6. Mai
nach fast einem halben Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS
auf die Erde zurückgekehrt war.
Zum anderen gebe es in den Polregionen des Mondes bis zu drei
Kilometer tiefe Krater, in die noch nie Sonnenlicht geschienen habe.
Am Fuße dieser «kältesten Stellen in unserem Sonnensystem» befinde
sich Eis, das irgendwann von Kometen oder Asteroiden auf den Mond
gekommen sei - so wie vermutlich auch das Wasser auf die Erde gelangt
sei. «Wir wissen, dort ist Wassereis.» Und es enthalte möglicherweise
auch jene «organische Substanzen oder Zwillinge davon, die vermutlich
das Leben auf die Erde brachten».
Wenn man das Eis aus «diesen tiefen dunklen Löchern» bergen könnte,
dann habe man vielleicht die «Ursuppe» des Lebens gefunden: «Das ist
wissenschaftlich unglaublich spannend, dorthin zu fliegen und diese
Proben einzusammeln», sagt Maurer. Mit dem Proben-Sammeln werde es
aber wohl noch dauern. Vielleicht Mitte der 30er Jahre könnte auf dem
Mond eine Station für Menschen entstehen, meint Maurer, der sich als
Materialwissenschaftler gut einbringen könnte.
Denn schließlich gehe es nicht nur um die Erforschung des Mondes,
sondern auch darum, Technologien für ein weit größeres und
schwierigeres Projekt zu entwickeln: Forschungsreisen zum Mars. Man
müsse Wasser zum Trinken und Luft zum Atmen gewinnen. Oder Sauerstoff
nutzen, der als Oxid im Mondstaub gebunden ist. Und mit 3D-Druckern
benötigte Teile herstellen: «Das sind sehr viele spannende Themen.»
Zuvor gebe es noch viele Probleme zu lösen, sagt Maurer. So sei die
kosmische Strahlung auf dem Mond etwa sechsmal so hoch wie in der
ISS. Bei längeren Aufenthalten müssten Astronauten besser geschützt
werden. Und auch Raumanzüge, mit denen man möglicherweise in die
dunklen und eisigen Mondkrater hinabsteigen könne, gebe es bisher
nicht.
Ganz konkret wird Maurer schon in naher Zukunft für den Mond üben. Im
Herbst solle die Mond-Trainingsanlage Luna im Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt in Köln eröffnet werden. Sie werde quasi den Mond
simulieren, sagte Maurer, der dort Projektmanager wird. Europäische
Mondfahrer könnten dort ausgebildet werden: Auf «scharfkantigem Sand»
aus der Eifel, der die gleichen chemischen und physikalischen
Eigenschaften wie Mondsand habe, bei Lichtverhältnissen wie im All
und mit einem Seilsystem, das das gefühlte Gewicht auf ein Sechstel
reduziere.
Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagt, sie
drücke Maurer fest die Daumen, dass er eines Tages zum Mond starten
könne. Wenn das gelingen würde, wäre das natürlich «großartig
».
Maurer wäre der erste Saarländer auf dem Mond. «Ein kleiner Schritt
für ihn, aber ein großer für die Menschheit und für das Saarland»
, so
Rehlinger.
Maurer sagt, ein erneuter Einsatz auf der ISS wäre auch «nicht
schlecht ... aber es wäre nur die Wiederholung einer Mission». Zum
Mond dagegen: «Das wäre dann ein ganz wundervoller runder Abschluss.»
Denn das ist dem Mann aus dem Saarland klar: «Den Mars werde ich
nicht mehr schaffen.»
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