Gewerkschaft: Corona-Testregeln tragen Konflikte in Kitas und Schulen

Wenn die Kinder aus den Sommerferien zurück in die Kitas und Schulen
kommen, wird es knifflig für Erzieher und Lehrkräfte: Welchem Kind
sollten sie einen Corona-Test nahelegen, welches gar nach Hause
schicken? «Zu viel verlangt», kritisiert die GEW.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Lehrkräfte sind aus Sicht der Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit den Corona-Testregeln zum neuen
Schuljahr in Nordrhein-Westfalen überfordert. «Konfliktpotenzial ist
vorprogrammiert», sagte die Landesvorsitzende Ayla Çelik am Montag in
Düsseldorf.

Wenn Corona-Symptome erst in der Schule auftreten und kein aktueller
negativer Befund vorliegt, können Lehrer einen Test in der Schule
nahelegen, aber nicht erzwingen, wie Schulministerin Dorothee Feller
(CDU) in der vergangenen Woche erklärt hatte. Schulleiter sind «bei
Gefahr im Verzug» allerdings befugt, Schüler vorläufig vom Unterricht

auszuschließen.

Eine solche Prognose, ob ein Kind wohl Corona oder nur eine Grippe
habe, sei «zu viel verlangt», sagte Çelik. Schulkindern auf dieser
Grundlage einen Test aufzuerlegen, sei für Lehrkräfte «eine
Gratwanderung», die ihnen nicht aufgebürdet werden dürfe. «Denn ein

Nahelegen kann schnell als Druck oder Manipulation interpretiert
werden.»

Die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern werde durch die
Neuregelungen sowohl in den Schulen als auch in den Kitas in
Mitleidenschaft gezogen - vor allem aber in den Schulen, «weil wir
hier von vagen Regelungen ausgehen, die auf Einsicht beruhen»,
kritisierte die Gewerkschafterin. In den Kitas wird eine Änderung der
Corona-Schutzverordnung in Kürze erlauben, Kinder mit typischen
Corona-Symptomen künftig von der Betreuung auszuschließen. Damit
würden die gesellschaftlichen Konflikte um Corona in Kitas und
Schulen verlagert, warnte Çelik.

Auch weitere Vorgaben seien realitätsfern. Dazu zählten die Prämissen

der Schulministerin, theoretisch Spielraum für individuelle
Corona-Regelungen vor Ort zu lassen, solange weder Schulen
geschlossen noch Stundentafeln angetastet würden. Wie das bei einer
großen Anzahl von erkrankten Lehrkräften zusammenpassen könnte,
bleibe ein Rätsel, bemängelte die Gewerkschafterin. «Das allein in
die Verantwortung der Schulen zu geben, ist schlicht zu wenig.» Es
fehle ein Rahmenkonzept zur Orientierung. Die Ministerin werde
nachsteuern müssen.

Nach sechseinhalb Wochen Sommerferien beginnt am 10. August für die
meisten der etwa 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW wieder
der Unterricht. Lediglich die rund 171 000 Erstklässler dürfen auch
einen Tag später eingeschult werden. NRW war als erstes Bundesland in
die Ferien gestartet. Das neue Kita-Jahr hat offiziell am 1. August
begonnen.

Çelik forderte darüber hinaus, die im Koalitionsvertrag zugesagte
schulformübergreifende Angleichung der Eingangsbesoldungen für alle
Lehrämter bis spätestens zur Mitte der Wahlperiode zu vollenden - das
wäre Ende 2024. Auch, wenn die GEW eigentlich gar keinen Grund sehe,
die Einführung der A13-Besoldung mit einem Stufenplan statt sofort
umzusetzen. Auf der Internet-Homepage der GEW läuft ein Countdown bis
zu den ersten 100 Regierungstagen von Schwarz-Grün runter. Bis dahin
will die Gewerkschaft Fakten statt bloßer Ankündigungen sehen.