Stress und Angst erhöhen Herzinfarktrisiko - Millionen gefährdet

Dass Stress ungesund ist, spüren die meisten am eigenen Leib. Dass
Stress aber sogar das Risiko für Herzinfarkte erhöht, wird bislang
oft unterschätzt. Das gilt auch für psychische Leiden. Betroffen sind
allein in Bayern 1,5 Millionen Berufstätige.

München (dpa/lby) - Depressionen, Ängste und auch Stress auf der
Arbeit erhöhen das Herzinfarktrisiko - der DAK Bayern zufolge hat
jeder fünfte Beschäftigte im Freistaat dadurch ein größeres Risiko

für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. «Zwischen Psyche und Herz gibt es
eine auffällige Wechselwirkung», erläuterte Landeschefin Sophie
Schwab die Ergebnisse des aktuellen DAK-Gesundheitsreports, die der
Deutschen Presse-Agentur vorab vorlagen. «Depressionen und negativer
Stress sind bereits für sich genommen eine große Belastung. Sie gehen
aber auch buchstäblich ans Herz.»

In Bayern sind die Fehlzeiten im Job aufgrund psychischer
Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren um die Hälfte gestiegen -
sie sind inzwischen die zweithäufigste Ursache für eine
Krankschreibung. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen haben laut DAK
rund 1,54 Millionen Menschen in Bayern durch Depressionen, Ängste
oder Arbeitsstress mindestens einen psychischen Risikofaktor für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Betroffenen weisen auch vermehrt
verhaltensbedingte oder körperliche Risikofaktoren wie Rauchen,
Bluthochdruck und Adipositas auf.

Der Report zeigt darüber hinaus, dass es eine Wechselwirkung zwischen
Depressionen und der koronaren Herzkrankheit (KHK) gibt. Bei KHK
verschließen sich langsam die Herzkranzgefäße, und es kann auch schon

im mittleren Lebensalter zu einem akuten Herzinfarkt kommen. «Zum
einen ist es so, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen häufiger
Herzprobleme haben. Zum anderen zeigen unsere Abrechnungsdaten, dass
Herz-Kreislauf-Patientinnen und -Patienten auch häufiger eine
psychische Erkrankung entwickeln», erklärte Schwab.

Auch Probleme am Arbeitsplatz können Stress und Ängste befeuern - vor
allem dann, wenn zwischen der (gefühlt) erbrachten Leistung auf der
einen und Wertschätzung sowie Vergütung auf der anderen Seite eine
Kluft ist. Laut Report sind zehn Prozent der Befragten in Bayern
davon betroffen - Frauen doppelt so häufig wie Männer.

«Wichtig ist die Früherkennung und Aufklärung über adäquate
Behandlungsmöglichkeiten», betonte Psychosomatik-Experte Stephen Aita
von der Klinik Höhenried. Ansonsten drohten akute Verschlechterung
und Chronifizierung. «Eine besondere Bedeutung dabei haben sozialer
Rückzug und Antriebsverlust: Es kommt zu körperlicher Inaktivität
sowie zur Vernachlässigung von Interessen und sozialen Beziehungen,
wodurch die psychophysische Gesundheit noch mehr unter Druck gerät.»

Im Schnitt sterben fast 50 000 Menschen pro Jahr im Freistaat an
einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Experten zufolge ist das Risiko für
einen Herzinfarkt bei Depressionen ähnlich hoch wie bei starkem
Übergewicht.