Zuzahlungen für Pflege im Heim steigen auch mit Kostendämpfer

Schon seit langem müssen viele Heimbewohnerinnen und Heimbewohner
damit zurechtkommen, dass die Pflege immer teurer wird. Eine neue
staatliche Kostenbremse sollte Entlastung bringen - hat das
funktioniert?

Berlin (dpa) - Selbst zu zahlende Anteile für Pflegebedürftige im
Heim sind weiter gestiegen und werden laut einer Auswertung von neuen
Zuschüssen nur teilweise abgefedert. Im ersten Jahr im Heim waren zum
1. Juli im bundesweiten Schnitt 2200 Euro pro Monat aus eigener
Tasche fällig - 67 Euro mehr als zum 1. Januar, wie eine Analyse des
Verbands der Ersatzkassen ergab. Die zu Jahresbeginn eingeführten
Zuschläge steigen mit längerem Heim-Aufenthalt und dämpfen dann
Kostenzuwächse jeweils stärker. Ohne Zuschüsse wären es im Schnitt

für alle nun 2248 Euro als Zuzahlung, 69 Euro mehr als zum 1. Januar.

In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und
Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als
die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner
kommen noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für
Investitionen in den Einrichtungen hinzu. Seit Jahresbeginn gibt es
neben den Zahlungen der Pflegekasse zudem einen Entlastungszuschlag,
der mit der Pflegedauer steigt. Der Eigenanteil nur für die reine
Pflege verringert sich so im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im
zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr
um 70 Prozent.

Allerdings stieg der Eigenanteil für die reine Pflege nun weiter -
ohne Zuschuss im Schnitt auf 964 Euro nach 912 Euro zum 1. Januar.
Die Zuschläge bremsten diesen Anstieg ab. Zusammen mit den anderen
Zuzahlungen standen vom 1. Januar zum 1. Juli weiter
Kostensteigerungen - mit abgestuften Effekten: Im zweiten Jahr im
Heim stiegen die Zuzahlungen unter dem Strich im Schnitt noch um 56
Euro auf 2007 Euro, im dritten Jahr um 45 Euro auf 1814 Euro, ab dem
vierten Jahr um 32 Euro auf 1573 Euro. Hintergrund sind höhere Löhne,
Lebenshaltungs- und Energiekosten, wie der Verband der Ersatzkassen
erläuterte.

Verbandschefin Ulrike Elsner sagte der Deutschen Presse-Agentur, die
Entlastung bei den Eigenanteilen sei für Pflegebedürftige besonders
im ersten Jahr nur begrenzt spürbar. Sie werde durch die Steigerung
der Pflegeentgelte marginalisiert. «Bei so hohen Eigenanteilen bleibt
Pflegebedürftigkeit ein Armutsrisiko.» Eine nachhaltige politische
Lösung für das Problem insgesamt werde dringend gebraucht. Auch die
Länder stünden in der Verantwortung, endlich die Investitionskosten
für Pflegeeinrichtungen zu übernehmen. Dies würde Pflegebedürftige

aktuell um durchschnittlich 469 Euro pro Monat entlasten.

Dabei sind knapp ein Drittel der Pflegebedürftigen (30,2 Prozent)
kürzer als ein Jahr im Pflegeheim, wie aus Daten für Versicherte der
Ersatzkassen von 2021 hervorgeht. Ein bis zwei Jahre sind demnach
19,2 Prozent im Heim, zwei bis drei Jahre 14,1 Prozent und länger als
drei Jahre 36,4 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner.

Es gibt bei den Zuzahlungen weiter auch große regionale Unterschiede.
Am teuersten waren Heimplätze - noch ohne Zuschüsse betrachtet - laut
der Auswertung zum 1. Juli in Baden-Württemberg mit durchschnittlich
2619 Euro im Monat. Am wenigsten kosteten sie demnach in
Sachsen-Anhalt mit 1700 Euro. In Baden-Württemberg war auch der
Eigenanteil nur für die reine Pflege mit 1286 Euro ohne Zuschüsse am
höchsten. Bundesweit am meisten für Unterkunft und Verpflegung zahlen
mussten Heimbewohnerinnen und -bewohner in Nordrhein-Westfalen mit
nun 1085 Euro im Monat.

Für die Analyse wurden den Angaben zufolge Vergütungsvereinbarungen
der Pflegekassen mit den Heimen in allen Bundesländern ausgewertet.
Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5.

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