Tausende Tote wegen Alkoholkonsums in Pandemie in England befürchtet

London (dpa) - Stärkerer Alkoholkonsum während der Pandemie könnte
einer Studie zufolge in England in den nächsten 20 Jahren zu
Tausenden zusätzlichen Krankenhauseinweisungen und Toten führen. Vor
allem Menschen, die bereits zuvor riskante Mengen konsumierten,
hätten in der Zeit mit Corona-Lockdowns und Kontaktbeschränkungen
mehr getrunken, ermittelte die Universität Sheffield im Auftrag des
Gesundheitsdiensts NHS England. Diese starken Trinker würden
vermutlich nie mehr auf ihr Niveau von vor der Pandemie zurückkehren.

Die Wissenschaftler ermittelten fünf verschiedene Szenarien, wie sich
Alkoholkonsum entwickeln könnte. Im besten Falle, wenn alle
Konsumenten wieder so viel trinken wie 2019, erwarten sie 42 677
zusätzliche Krankenhauseinweisungen und 1830 Todesfälle bis 2042. Im
schlechtesten Fall seien in den kommenden 20 Jahren insgesamt 972 382
Klinikfälle und 25 192 Alkoholtote mehr zu erwarten. Dies würde
zusätzliche Kosten von 5,2 Milliarden Pfund (6,1 Mrd. Euro) für den
NHS bedeuten, hieß es in der am Dienstag veröffentlichten Studie.

«Diese Zahlen unterstreichen, dass die Auswirkungen der Pandemie auf
unser Trinkverhalten vermutlich einen langen Schatten auf unsere
Gesundheit werfen», sagte Studienleiter Colin Angus der
Nachrichtenagentur PA zufolge. «In einer Zeit, in der die NHS-Dienste
aufgrund von Behandlungsrückständen bereits unter enormem Druck
stehen, zeichnet dies ein besorgniserregendes Bild.» Betroffen seien
vor allem finanziell schwache Gegenden, in denen bereits jetzt die
höchsten Raten von alkoholbedingten Krankheiten beobachtet würden.
Experten forderten als Reaktion auf die Untersuchung eine
Alkoholstrategie.