US-Präsident Biden mit Corona infiziert - «sehr milde Symptome» Von Can Merey und Christiane Jacke, dpa

Mehr als zwei Jahre lang hat es Joe Biden gesundheitlich unbeschadet
durch die Pandemie geschafft. Nun hat es auch den mächtigsten Mann
der Welt erwischt: Der US-Präsident hat sich mit Coronavirus
angesteckt. Es ist nicht der erste Fall im Oval Office.

Washington (dpa) - US-Präsident Joe Biden hat sich mit dem
Coronavirus infiziert. Der 79-Jährige sei am Donnerstagmorgen
(Ortszeit) positiv getestet worden, teilte das Weiße Haus in
Washington mit. Er habe «sehr milde Symptome» und habe mit der
Einnahme des Covid-19-Medikaments Paxlovid begonnen. «Es geht mir
gut. Ich erledige eine Menge Arbeit und werde sie auch weiterhin
erledigen», sagte Biden am Donnerstag in einem auf seinem
Twitter-Account veröffentlichten Video von der Terrasse des Weißen
Hauses.

In Übereinstimmung mit den Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC
werde Biden sich im Weißen Haus isolieren. Er werde während dieser
Zeit weiterhin «alle seine Pflichten in vollem Umfang wahrnehmen»,
teilte das Weiße Haus mit. An den für Donnerstag geplanten
Besprechungen wollte er demnach per Telefon und Videoschalte von
seinen Wohnräumen im Weißen Haus aus teilnehmen.

Biden hatte am Mittwoch noch den Bundesstaat Massachusetts besucht.
In der Mitteilung von Biden-Sprecherin Karine Jean-Pierre hieß es am
Donnerstag, alle engen Kontaktpersonen des Präsidenten würden
informiert, einschließlich der Delegationsmitglieder bei der Reise.
Biden sei zuletzt am Dienstag negativ auf das Coronavirus getestet
worden. Biden werde in Isolation arbeiten, bis er wieder negativ
getestet werde. Aus Gründen der Transparenz werde das Weiße Haus
täglich über den Gesundheitszustand des Präsidenten berichten.

Nach Angaben des Weißen Hauses ist der US-Demokrat vollständig gegen
das Virus geimpft und hat zwei Auffrischungsimpfungen erhalten. In
den vergangenen Monaten hatte es in seiner Regierung und seinem
Umfeld jedoch zahlreiche von Corona-Infektionen gegeben - ebenfalls
bei Geimpften. Biden gehört wegen seines hohen Alters zu den
Risikogruppen. Sollte der Präsident wegen der Infektion zu
irgendeinem Zeitpunkt seine Amtsgeschäfte nicht ausüben können oder
gar sterben, müsste Vizepräsidentin Kamala Harris einspringen.

Harris (57) war im April ebenfalls positiv auf das Coronavirus
getestet worden. Sollte auch Harris das Amt nicht ausüben können,
wäre an dritter Stelle der Rangfolge die Vorsitzende des
Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Auch die 82-Jährige war im April
positiv getestet worden.

Aus dem Weißen Haus hieß es am Donnerstag, der Test von Harris sei
negativ ausgefallen. Harris sei zuletzt am Dienstag mit Biden
zusammengewesen. Die Vizepräsidentin werde auf Anraten des
medizinischen Teams des Weißen Hauses eine Maske tragen. Harris sagte
in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina, sie habe mit dem
Präsidenten gesprochen. «Er ist guter Dinge, es geht ihm gut.» Er
arbeite von zu Hause aus.

In einem Schreiben von Präsidentenarzt Kevin O'Connor hieß es, bei
Biden seien ein Antigen- und ein PCR-Test positiv ausgefallen. Biden
habe als Symptome angegeben, dass seine Nase laufe, er müde sei und
gelegentlich einen trockenen Husten aufweise. Als Arzt habe er daher
Paxlovid verschrieben. Die frühe Einnahme des Medikaments schütze
zusätzlich zu den Impfungen vor einem schweren Krankheitsverlauf.

Biden ist nicht der erste US-Präsident, der sich infiziert hat: 2020
hatte sich der damalige Amtsinhaber Donald Trump mit dem Virus
angesteckt - weniger als fünf Wochen vor der Präsidentenwahl, aus der
Biden als Gewinner hervorging. Trump steckte sich zu einem Zeitpunkt
an, als noch keine Impfstoffe verfügbar waren. Er musste sich damals
zeitweise im Walter-Reed-Militärkrankenhaus behandeln lassen. Auch
danach verharmloste er die Gefahr durch das Virus aber weiterhin.

First Lady Jill Biden sagte bei einem Besuch in Detroit, sie habe
wenige Minuten zuvor mit ihrem Ehemann gesprochen. «Es geht ihm gut.»
Sie selber sei am Donnerstagmorgen negativ getestet worden. Die 71
Jahre alte First Lady trug vor den Kameras eine Maske.

Biden wollte am Donnerstagmittag eigentlich nach Wilkes-Barr im
US-Bundesstaat Pennsylvania reisen. Dort wollte er eine Ansprache zur
verbreiteten Waffengewalt in den USA halten.

In den vergangenen Monaten war es zu zahlreichen Corona-Fällen in der
Polit-Prominenz der US-Hauptstadt Washington gekommen. So testeten
nach einer Veranstaltung Anfang April mehr als 60 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer positiv auf das Virus, wie US-Medien damals unter Berufung
auf die Veranstalter berichteten. Darunter waren Justizminister
Merrick Garland, Handelsministerin Gina Raimondo, mehrere
Kongressabgeordnete und mehrere Mitarbeiter des Weißen Hauses.

Auch andere Staats- und Regierungschefs auf der Welt hat es bereits
erwischt: unter anderen den britischen Premier Boris Johnson, den
kanadischen Premier Justin Trudeau, Brasiliens Präsident Jair
Bolsonaro, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Luxemburgs
Premierminister Xavier Bettel. Johnson musste zeitweise auf einer
Intensivstation behandelt werden.

In den USA hat die Zahl der Einweisungen in Krankenhäuser wegen einer
Covid-Infektion in den vergangenen Wochen wieder zugenommen, sie ist
allerdings weiterhin deutlich unter dem Höchststand vom Januar. In
dem Land mit seinen gut 330 Millionen Einwohnern liegt die Zahl der
nach einer Infektion verstorbenen Patienten bei rund 350 pro Tag. Die
Totenzahl ist in den vergangenen Wochen relativ konstant geblieben.
In den USA dominiert inzwischen die Omikron-Sublinie BA.5.