Intensivmediziner Marx: Für Ältere womöglich fünfte Impfung sinnvol l

Berlin (dpa) - Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx,
hält für ältere Menschen im Herbst unter Umständen eine fünfte
Impfung gegen das Coronavirus für angebracht. «Sollte es ab Oktober
einen Impfstoff geben, der vor der Infektion mit den Varianten BA.4
oder BA.5 schützt, wäre eine fünfte Impfung sinnvoll», sagt Marx de
r
«Augsburger Allgemeinen» (Montag). Wichtig sei, dafür die Kapazität
en
in Zentren oder Arztpraxen aufzubauen.

Aktuell haben 61,8 Prozent der Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung
erhalten, 7,5 Prozent eine zweite Auffrischungsimpfung. Führende
EU-Behörden hatten vor wenigen Tagen für eine zweite
Auffrischungsimpfung für alle über 60 ausgesprochen. Die Ständige
Impfkommission (Stiko) - das für Deutschland zuständige Gremium -
empfiehlt das nur Menschen über 70 Jahren sowie einigen
Risikogruppen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rät
auch Menschen unter 60 Jahren, sich nach Rücksprache mit dem Arzt ein
viertes Mal gegen Corona impfen zu lassen.

Divi-Präsident Marx rief die Menschen auch zur Grippeimpfung auf.
«Ich fürchte sonst, dass viele Grippekranke mit schweren Verläufen
die Situation auf den Intensivstationen weiter verschärfen könnten -
so wie wir es jetzt gerade in Australien sehen» sagte Marx.

Nach Einschätzung des Präsidenten des Deutschen Landkreistages,
Reinhard Sager, findet derzeit eine «Durchseuchung» der Bevölkerung
mit dem Coronavirus statt. «Das ist aber nicht tragisch. Das könnte
uns sogar helfen, weil sich im Herbst nicht mehr so viele Menschen
gleichzeitig anstecken können«, sagte der CDU-Politiker der «Neuen
Osnabrücker Zeitung» (Montag). Wichtig sei der Schutz von
Risikogruppen.

Für den Herbst fordert Sager mit Blick auf die Überarbeitung des
Infektionsschutzgesetzes aber die Möglichkeit zu deutlichen
Einschränkungen. «Dazu zählen Zugangsbeschränkungen für Ungeimpft
e,
eine Maskenpflicht in Innenräumen und Testpflichten etwa für
Pflegeheime und größere Veranstaltungen. Auch Kontaktverbote gehören

als Ultima Ratio in den Instrumentenkasten, weil niemand weiß, wie
kritisch es tatsächlich wird.»