Gesundheitsministerin erwartet neue Corona-Impfkampagne im Herbst

Erst die Impfungen für die Grundimmunität, dann der Booster - und
bald eine spezielle Spritze gegen Omikron: Auch in diesem Herbst
werde es wieder eine Corona-Impfkampagne brauchen, sagt
Niedersachsens Gesundheitsministerin Behrens.

Hannover (dpa/lni) - Wer sich vor Corona schützen will, muss sich
nach Worten von Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens
auf eine weitere Impfung einstellen. «Bund und Länder sind sich
einig, dass zu Beginn des Herbstes mit hoher Wahrscheinlichkeit eine
Auffrischungs-Impfkampagne für alle Bürgerinnen und Bürger ansteht»
,
sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.
Der Bund werde dafür einen auf die Omikron-Varianten des Virus
angepassten Impfstoff zur Verfügung stellen.

Menschen über 70 Jahre sowie mit einer Immunschwäche sollten jedoch
ebenso wie Pflegekräfte und Pflegebedürftige keinesfalls abwarten,
sondern «unbedingt den Sommer nutzen, um ihre Impfung jetzt schon ein
zweites Mal auffrischen zu lassen», mahnte die Ministerin. Das
entspreche den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko).

Gefragt nach den Impfdurchbrüchen - also Infektionen trotz erfolgter
Impfung - erklärte das Gesundheitsministerium, dass eine statistische
Erhebung dieser Fälle anders als früher mittlerweile wenig sinnvoll
erscheine, da die Impfung weniger Schutz vor Omikron biete als noch
vor der Delta-Variante. Insofern sei zu erwarten, dass die
Impfdurchbrüche zugenommen hätten. Allerdings schützten die Impfungen

nach wie vor sehr gut vor einem schweren Krankheitsverlauf. Sie seien
«weiterhin mit Abstand das effektivste Mittel bei der Bekämpfung der
Pandemie», betonte Ministerin Behrens.

Die Impfquote in Niedersachsen stagniert seit mehreren Wochen.
Bislang wurden nach Daten des Robert Koch-Instituts knapp 18,5
Millionen Impfdosen im Bundesland verabreicht, rund 80 Prozent der
Bevölkerung sind einmal geimpft, 77,7 Prozent haben zwei Impfungen
erhalten, 66,5 Prozent eine dritte und etwas mehr als 10 Prozent eine
vierte.

Die Landesregierung will einen möglichen Corona-Herbst und -Winter
vorab absichern. Vom 1. August bis zum Jahresende sollen dafür
ausreichend Corona-Tests zur Verfügung stehen, wie die Staatskanzlei
mitteilte. Davon könnten dann etwa Schüler, Kita-Kinder oder
Landesbedienteste profitieren.

«Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar, wie sich das
Infektionsgeschehen in Niedersachsen weiterentwickeln wird, aber wir
sind auf alles vorbereitet und treffen entsprechend Vorsorge», sagte
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).

Tests hätten in der Vergangenheit wesentlich dazu beigetragen, dass
der Betrieb der Kindertageseinrichtungen und der Schulen auch bei
einem hohen Infektionsgeschehen aufrechterhalten werden konnte, sagte
Tonne. Die bisherige Strategie mit freiwilligen Testangeboten in
Schulen und Kitas läuft am 31. Juli aus.

Darüber hinaus beschloss das Kabinett, Schulen, Kitas und ähnliche
Einrichtungen weiter finanziell bei der Beschaffung von Geräten wie
CO2-Ampeln oder Luftreinigern zu unterstützen. 80 Prozent der
Gesamtkosten würden durch die Förderung übernommen. Im laufenden Jahr

stünden dazu noch zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Künftig gilt

die Unterstützung neben Unterrichts- und Betreuungsräumen auch für
Lehrerzimmer, Besprechungsräume oder Kitas.

Um mehr über das Coronavirus zu erfahren, fordert die
niedersächsische FDP eine stärkere Ermittlung des Antikörperspiegels.

Auch wenn die Antikörper nach wenigen Monaten wieder absinken würden,
habe das Immunsystem den Erreger kennengelernt und könne bei einer
nachfolgenden Infektion schneller und besser reagieren, heißt es in
einem am Dienstag vorgelegten Corona-Strategiepapier der
Landtagsfraktion. Niedersachsen könne dafür ein Pilotprojekt sein,
sagte Fraktionschef Stefan Birkner.