Ärztevertreter für Aussetzung der Corona-Impfpflicht in Einrichtungen

Jena (dpa/th) - Ärzteverbände und Vertreter von Kliniken in Thüringen

haben ein Aussetzen der Corona-Impfpflicht für Personal in
Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zumindest bis Herbst gefordert.
Dann solle neu überlegt und mit Blick auf erneut zunehmende
Infektionszahlen auch eine allgemeine Impfpflicht wieder diskutiert
werden, erklärten Landesärztekammer, Landeskrankenhausgesellschaft,
der Landesverband von Ärzten des öffentlichen Gesundheitsdienstes und
das Universitätsklinikum Jena am Freitag.

Zwar sei die seit März geltende Impfverpflichtung für dieses Personal
eine «vernünftige, begrüßenswerte Entscheidung» gewesen. Ihr hä
tte
aber «unbedingt» im zweiten Schritt zügig die allgemeine
Corona-Impfpflicht folgen müssen. Immer noch sei es notwendig,
Impflücken zu schließen und eine potenzielle Überlastung des
Gesundheitswesens zu vermeiden.

Die allgemeine Impfpflicht war im Bundestag gescheitert. Derzeit
führe die Teil-Impfpflicht zu unnötigem Druck, Benachteiligung und
habe personelle Probleme in der ohnehin mit Fachkräftemangel
kämpfenden Branche zur Folge, so die Verbände. «Wir können uns das

fehlende Personal in der jetzigen Situation nicht leisten.» Zudem
gebe es in den Einrichtungen inzwischen sehr gute Möglichkeiten,
Beschäftigte und Patienten vor Infektionen zu schützen.

Die CDU-Landtagsfraktion hält die Forderung nach einer Aussetzung für
berechtigt, wie ihr sozialpolitischer Sprecher Thadäus König
mitteilte. Spätestens nach dem Scheitern der allgemeinen Impfpflicht
hätten sich die Vorzeichen für die Teil-Impfpflicht grundsätzlich
geändert, erklärte er laut Mitteilung. Der Bund müsse die Regelung so

schnell wie möglich aussetzen, Sanktionsmaßnahmen für ungeimpfte
Beschäftigte seien auch angesichts der Spezifik der Omikron-Variante
des Corona-Virus nicht angemessen. «Auch wenn wir erwarten, dass sich
Angestellte mit Blick auf ihre Patienten impfen lassen», so König.
Auch die AfD-Fraktion forderte die Abschaffung der Impfpflicht im
Gesundheitsbereich.

Bis Ende Mai waren nach früheren Angaben des Gesundheitsministeriums
thüringenweit knapp 11 000 ungeimpfte Beschäftigte in den von der
seit Mitte März geltenden Impfpflicht betroffenen Bereichen gemeldet
worden. Zur Einordnung: Allein in Krankenhäusern und
Pflegeeinrichtungen arbeiten in Thüringen rund 60 000 Menschen. Die
Impfverpflichtung betrifft aber auch Arzt- und Zahnarztpraxen,
Rettungsdienste und weitere Gesundheitsbereiche. Sie gilt bis Ende
2022. Ursprünglich war sie als Vorgriff auf eine allgemeine
Impfverpflichtung gedacht.