Studie: Sozial benachteiligte Kinder leiden besonders unter Pandemie

Hamburg (dpa) - Sozial benachteiligte Kinder leiden einer Studie
zufolge besonders unter der Corona-Pandemie. Die betroffenen Mädchen
und Jungen erleben die negativen Veränderungen ihrer Lebensqualität
durch die Pandemie deutlich stärker als alle Vergleichsgruppen, wie
aus der aktuelle Präventionsradar der DAK-Gesundheit für das
Schuljahr 2021/2022 hervorgeht. Dies gelte für die
Lebenszufriedenheit, den Gesundheitszustand und das psychische
Wohlbefinden. Insbesondere klagen den Angaben zufolge immer mehr
Kinder und Jugendliche über häufige Kopf-, Bauch- oder
Rückenschmerzen - vor allem in Familien mit einem niedrigen
Sozialstatus.

Die aktuelle DAK-Studie und auch die Ergebnisse zahlreicher anderer
Studien und Untersuchungen zeigten einen großen Handlungsdruck, sagte
DAK-Vorstandschef Andreas Storm. «Wir müssen verhindern, dass durch
die Pandemie eine verlorene Generation mit Gesundheitsproblemen und
seelischen Leiden entsteht.»

Für die nach eigenen Angaben einmalige Schulstudie befragte das
IFT-Nord in Kiel für die Krankenkasse bundesweit rund 18 000 Jungen
und Mädchen der Klassen 5 bis 10 in insgesamt 13 Bundesländern. Die
Ergebnisse wurden mit denen der Vorjahre verglichen.

Demnach berichten 29 Prozent aller Schulkinder von einem schlechteren
Gesundheitszustand aufgrund der Pandemie. Bei den sozial
benachteiligten Kindern und Jugendlichen sind dies mit 38 Prozent
deutlich mehr. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ist in der Gesamtheit
aller Jungen und Mädchen der Anteil derjenigen, die mindestens einmal
pro Woche Kopf, Bauch- oder Rückenschmerzen haben, um etwa ein
Drittel gestiegen. In sozial schwachen Familien ist es ein Anstieg um
fast die Hälfte. In Bezug auf Erschöpfung und Müdigkeit zeigt sich
ein vergleichbares Bild: Bei den sozial benachteiligten Kindern
fühlen sich 70 Prozent häufig müde und erschöpft - in der Gesamthei
t
sind es 57 Prozent.

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas
Fischbach, bestätigte die Studienergebnisse der DAK-Gesundheit anhand
der Erfahrungen in den Praxen. «Wir sehen in unseren Praxen, dass
neben organbezogenen Erkrankungen wie Adipositas auch
psychosomatische Beschwerden wie häufige Bauch- und Kopfschmerzen
zunehmen.» Und es gebe mehr allgemeine psychische Probleme.
«Insgesamt bereiten uns die sozial benachteiligten Kinder die größten

Sorgen.»