WHO: Wegen Affenpocken keine Absage von Großveranstaltungen nötig

Genf (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht keine
Notwendigkeit, wegen der ungewöhnlich großen Verbreitung der
Affenpocken in diesem Sommer Massenveranstaltungen abzusagen oder zu
verschieben. Dies betonten WHO-Expertinnen am Freitag in Genf.
«Massenveranstaltungen als solches erhöhen nicht das Risiko der
Übertragung, es ist das Verhalten auf diesen Events», hieß es. Die
Veranstalter sollten jedenfalls intensiv über die Ansteckungsgefahren
aufklären. «Wir müssen das Bewusstsein schärfen», sagte Meg Doher
ty
von der WHO. Allein in Europa werden etwa 800 größere Festivals zum
Teil Hunderttausende Besucher anziehen.

Enger Kontakt wie beim Sex oder beim Berühren infizierter Stellen
gilt weiterhin als Übertragungsweg der Viren. Die meisten Fälle sind
bei Männern aufgetreten, die vorher Sex mit Männern hatten. Eine
Stigmatisierung dieser Gruppe sei aber nicht angebracht.
«Stigmatisierung hilft niemals», sagte Doherty. Weitaus die meisten
Fälle der Affenpocken werden in Europa verzeichnet.

Der von der WHO einberufene Notfallausschuss zu Affenpocken wollte
nach Angaben eines WHO-Sprechers bis Samstagvormittag bekanntgeben,
ob er die Ausrufung einer «Notlage von internationaler Tragweite»
empfiehlt. Die WHO folgt in der Regel dem Rat der Fachleute. Solch
ein Schritt dient dazu, alle Länder wachzurütteln, nach Fällen
Ausschau zu halten und eigene Vorkehrungen zu treffen, um eine
Ausbreitung einzudämmen.

Weltweit sind in diesem Jahr rund 5000 Affenpocken-Infektionen bei
Menschen gemeldet worden. In mehr als 40 Ländern außerhalb Afrikas,
in denen die Krankheit bis Mai praktisch unbekannt war, waren es mehr
als 3300 Fälle, wie aus jüngsten Angaben der US-Gesundheitsbehörde
CDC hervorgeht.