Verband Pro Familia: Schwangerschaftsabbruch sollte straffrei sein

Berlin (dpa) - Nach der Aufhebung des umstrittenen Werbeverbots für
Abtreibungen hat der Beratungsstellenverbund Pro Familia dafür
geworben, auch Schwangerschaftsabbrüche an sich nicht länger unter
Strafe zu stellen. Die Streichung des Gesetzesparagrafen 219a sei
«ein guter erster Schritt», teilte der Verband am Freitag mit. «Er
reicht jedoch nicht aus. Für Pro Familia ist unabdingbar, dass die
gesetzliche Regelung des Schwangerschaftsabbruchs als solche auf den
Prüfstand kommt.»

Zuvor hatte der Bundestag mit großer Mehrheit für die Streichung des
Paragrafen 219a aus dem Strafgesetzbuch votiert. Der Paragraf regelt
bislang, dass für Schwangerschaftsabbrüche nicht geworben werden
darf. Er führte aber auch dazu, dass Ärztinnen und Ärzte keine
ausführlichen Informationen über Abbrüche auf ihre Webseiten stellen

konnten, ohne Strafverfolgung zu riskieren.

«Endlich ist der Strafrechtsparagraf Geschichte», schrieb der
Verband, der seit Jahren Frauen und Familien in Deutschland zu
Kinderwunsch, Sexualität und auch zu Schwangerschaftsabbrüchen berä
t.
Der Paragraf habe Informationsrechte von Ratsuchenden und Ärztinnen
und Ärzten jahrelang verletzt. Bald könnten Mediziner
niedrigschwellig im Netz darüber informieren, dass sie Abbrüche
durchführen, und zusätzliche Informationen anbieten, etwa zu Kosten
und organisatorischen Fragen, hieß es. Auch der deutsche Frauenrat
begrüßte das Ende des 219a als «Grund zum Feiern für alle Frauen un
d
ihr Recht auf Selbstbestimmung».

Kritik an der Abschaffung des Paragrafen übte dagegen die Katholische
Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), die die «Aufhebung eines
gesellschaftlichen Konsenses» befürchtet. Die kfd-Vorsitzende
Mechthild Heil äußerte die Sorge, dass im nächsten Schritt auch
Paragraf 218 abgeschafft werden könnte - was dem Wunsch von Pro
Familia entspräche, Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren. Es sei
nun umso dringlicher, dass Frauen in einem Schwangerschaftskonflikt
die verpflichtende Beratung als Recht erhalten bleibe, erklärte Heil.
Außerdem müsse sichergestellt werden, dass sie künftig auch von
Ärzten nur sachliche Informationen über Abbrüche erhalten.