Aktion zum «Tag der Seefahrer» soll auf Belastung aufmerksam machen

Eine Aktion in Häfen will zum «Tag der Seefahrer» darauf aufmerksam
machen, welchen Belastungen die Seeleute ausgesetzt sind. In Hamburg
findet die Übergabe kleiner Geschenke im Seemannsclub «Duckdalben»
statt. Derweil zieht der Senat Bilanz der Impfkampagne für Seeleute.

Hamburg (dpa) - Zum weltweiten «Tag der Seefahrer» machen die
Deutsche Seemannsmission, der Verband Deutscher Reeder und die
Gewerkschaft Verdi am Samstag auf die Belastung von Seeleuten in der
Corona-Pandemie aufmerksam. Bei einer gemeinsamen Aktion werden in
Häfen in Deutschland und auch im Ausland 1000 sogenannte Fun
Booster-Sets verteilt - eines pro Schiff. Die Übergabe in Hamburg ist
im Seemannsclub «Duckdalben» geplant. Clara Schlaich, Präsidentin der

Deutschen Seemannsmission, und Gaby Bornheim, Präsidentin des
Reeder-Verbandes, werden unter anderen erwartet.

Jedes Set enthält nach Angaben der Beteiligten symbolische Dinge, um
Körper und Seele zu erfrischen: Spielkarten und Würfel zur Stärkung
des Zusammenhaltes der Mannschaft, Knetbälle zum Entspannen, Tipps
für eine mentale Auszeit, einen Ernährungsratgeber und Pflanzentöpfe

mit Samen.

«Seeleute leisten während der Pandemie einen wichtigen Dienst, mit
hohem persönlichem Einsatz», sagte Bornheim. «Sie sorgen dafür, das
s
Güter in den Häfen ankommen und Regale im Supermarkt gefüllt sind.»

Aber der stetige Stress - verbunden mit Ängsten um Gesundheit und
Zukunft - habe Folgen. «Wir riskieren die Gesundheit der Männer und
Frauen an Bord und damit die Sicherheit der Schiffe.»

Für die Seeleute bedeute schon der normale Bordalltag, lange von der
Familie getrennt zu sein, und eine Verdichtung der Arbeit, erklärte
Schlaich. Zudem könnten Arbeits- und Privatsphäre schwer abgegrenzt
werden. «Jetzt nehmen Stress, Isolation und Vereinsamung zu.»
Angesichts der zunehmenden psychischen Belastung von Seeleuten habe
die Deutsche Seemannsmission eine Projektstelle für die Psychosoziale
Notfallversorgung eingerichtet.

2022 habe für die Seeleute keine Entlastung gebracht, betonte
Schlaich. «Seeleute sind besorgt über Covid-19-Varianten,
den Krieg, den Russland in der Ukraine führt, aber auch darüber, wie
es mit ihren Verträgen in einer erschütterten Weltwirtschaft
weitergeht.»

Gut zwei Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie spürten Seeleute
immer noch die Auswirkungen. «Sie sind konfrontiert mit einem
Labyrinth aus Vorschriften, anhaltenden Hafenbeschränkungen und
begrenztem oder keinem Landgang. Die Außenwelt bleibt in weiter
Ferne. Das alles macht was mit ihnen», sagte Schlaich.

Ein Jahr nach dem Start einer Corona-Impfkampagne für Seeleute im
Seemannsclub «Duckdalben» im Hamburger Hafen zog der Senat am Freitag
eine positive Bilanz. «Die gemeinsame Aktion von Wirtschaftsbehörde,
Sozialbehörde und dem Hafenärztlichen Dienst ist ein voller Erfolg»,

teilten die Verantwortlichen mit. «Inzwischen haben über 6000
Seeleute unabhängig von ihrer Nationalität eine kostenfreie Impfung
erhalten.» Zudem seien viele europäische Hafenstädte dem Beispiel
Hamburgs gefolgt und hätten solche Impfangebote entwickelt.

Während in Deutschland und vielen europäischen Ländern die
Corona-Maßnahmen gelockert oder gänzlich abgeschafft worden seien,
gebe es für das weltweite Reisen weiterhin viele unterschiedliche
Regelungen. «Diese betreffen auch die Seeleute, die berufsbedingt auf
der ganzen Welt unterwegs sind.» Die Impfung dieser Berufsgruppe habe
nicht nur dazu beigetragen, globale Lieferketten zu stabilisieren und
mögliche Todesfälle an Bord zu vermeiden. «Sie war meist auch die
einzige Chance für die Besatzungen, ihre Familien in ihren
Heimatländern wiederzusehen», hieß es.

«Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie des Ukraine-Krieges haben
die Bedeutung der Seeschifffahrt und insbesondere der Seefahrerinnen
und Seefahrer unterstrichen», sagte Hamburgs Wirtschaftssenator
Michael Westhagemann (parteilos). «Die zum Teil wochenlangen Fahrten
und Wartezeiten verlangen ihnen viel ab.» Der Internationale Tag der
Seefahrer solle für all das sensibilisieren. «Ich freue mich deshalb
sehr, dass Hamburg als Vorreiter hier ein starkes Impfangebot machen
konnte.»