Fast 5000 Fälle von Affenpocken weltweit gemeldet

Die Zahl der Affenpocken-Nachweise wächst in aller Welt. Europa ist
am schwersten betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation ist besorgt.
Fachleute beraten in Genf, ob Alarm geschlagen werden muss.

Genf/Kopenhagen (dpa) - Weltweit sind in diesem Jahr inzwischen fast
5000 Affenpocken-Infektionen bei Menschen gemeldet worden. In mehr
als 40 Ländern außerhalb Afrikas, in denen Affenpocken bis Mai
praktisch unbekannt waren, waren es 3308 Fälle, wie aus Angaben der
US-Gesundheitsbehörde CDC Stand Mittwoch kurz vor Mitternacht MESZ
hervorgeht. Dazu kommen nach einer Statistik der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 1600 Verdachts- oder
bestätigte Fälle in acht afrikanischen Ländern, von denen viele
solche Ausbrüche seit Jahren kennen.

Am Donnerstag nahm in Genf der von der WHO einberufene
Notfallausschuss zu Affenpocken seine Beratungen auf. Die darin
vertretenen Fachleute sollen beurteilen, ob es sich um eine «Notlage
von internationaler Tragweite» handelt, die höchste Alarmstufe, die
die WHO verhängen kann. Die WHO folgt in der Regel der Empfehlung der
Fachleute. Praktische Folgen hätte das nicht, aber es soll alle
Länder wachrütteln, nach Fällen Ausschau zu halten und eigene
Vorkehrungen zu treffen, um eine Ausbreitung einzudämmen.

«Die Übertragung von Mensch zu Mensch dauert an und wird
wahrscheinlich unterschätzt», sagte der WHO-Chef Tedros Adhanom
Ghebreyesus zu den Ausschussmitgliedern. Die meisten gemeldeten Fälle
beträfen Männer, die Sex mit Männern haben. In Nigeria sei der Anteil

betroffener Frauen höher als anderswo. In Afrika seien auch gut 70
Todesfälle gemeldet worden. Bei Menschen mit eingeschränktem
Immunsystem, Schwangeren und kleinen Kindern bestehe bei einer
Infektion das Risiko schwerer Krankheitsverläufe. «Es ist wichtig,
dass die Länder wachsam bleiben und ihre Kapazitäten verstärken, um
eine Ausbreitung zu verhindern», sagte Tedros.

Nach Angaben der WHO wird das Ergebnis der Beratungen frühestens am
Freitag erwartet. Der Ausschuss tagt je nach Beschluss der WHO in
losen Abständen über mehrere Wochen oder Monate. Den Vorsitz hat
Jean-Marie Okwo-Bele aus der Demokratischen Republik Kongo. Vertreten
sind unter anderem Spezialistinnen und Spezialisten aus Japan,
Brasilien, Thailand, der Schweiz, Russland, Marokko und Nigeria.

Die meisten Fälle außerhalb Afrikas wurden in 29 Ländern in der
WHO-Europaregion gemeldet: insgesamt 2746, wie die
EU-Gesundheitsbehörde ECDC und das Regionalbüro Europa der
Weltgesundheitsorganisation WHO in einer gemeinsamen Analyse
berichteten. Wie aus den Daten hervorgeht, handelt es sich bei fast
allen bestätigten Fällen um Männer. Rund 44 Prozent der Erkrankten
waren zwischen 31 und 40 Jahren alt. Sterbefälle seien bislang noch
nicht gemeldet worden.