Private Medizin-Hochschule in Erfurt startet ein Jahr später

Erfurt (dpa/th) - Die in Erfurt geplante private medizinische
Hochschule geht nach Angaben der Betreiberin voraussichtlich erst im
Sommersemester 2023 in Betrieb. Die aufwendigen Einstellungsverfahren
für Lehrkräfte, die Auswahl der Studierenden sowie die Entscheidung
über Flächen und Baumaßnahmen für die Hochschule hätten unter den

Bedingungen der Corona-Pandemie mehr Zeit in Anspruch genommen als
geplant, teilte die HMU Health and Medical University GmbH am
Mittwoch mit. Bei der staatlichen Anerkennung der Privathochschule im
vergangenen September war vom voraussichtlichen Ausbildungsbeginn im
Sommersemester 2022 für Medizinstudierende die Rede gewesen.

Erfurt soll Hauptsitz der HMU werden, die 2019 in Potsdam gegründet
wurde und Teil einer privaten Hochschulgruppe mit weiteren Standorten
in Berlin und Hamburg ist. Geplant ist in Erfurt auch die Ausbildung
von Psychologen. Für die 90 Medizinstudienplätze, mit denen die
Hochschule starten will, lägen aktuell 400 Bewerbungen vor, sagte
Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff auf Anfrage. Mit dem
Auswahlverfahren solle nach der bevorstehenden Sommerpause begonnen
werden. Standort der Hochschule sei eine Immobilie in der Innenstadt,
die angemietet werde.

Die private Hochschule wäre in Thüringen die zweite Ausbildungsstätte

für angehende Ärzte neben der staatlichen Universität Jena, wo die
Zahl der Medizin-Studienplätze aufgestockt wurde. Seit dem
vergangenen Herbst werden hier jährlich 286 Studierende aufgenommen,
zehn Prozent mehr als in früheren Jahren. Anders als in Jena werden
in Erfurt Studiengebühren in erheblicher Höhe fällig. Sie liegen im
Fach Humanmedizin nach Angaben auf der HMU-Internetseite bei
monatlich 1500 Euro. Die HMU verweist zugleich auf Stipendien und
Kredite zur Finanzierung.

Die Verschiebung sei in Abstimmung mit dem Kooperationspartner für
die Ausbildung, dem Helios-Klinikum Erfurt, getroffen worden, so die
HMU. Für Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist die
Verschiebung in Erfurt «nachvollziehbar», wie er über seinen Sprecher

mitteilte. Diese habe «erkennbar mit den widrigen Umständen der
Corona-Pandemie zu tun», erklärte er. Wichtiger sei es, dass die
teilweise sehr komplexen Vorbereitungen für das Medizin- und
Psychologiestudium abgeschlossen werden könnten und die Studierenden
künftig gute Rahmenbedingungen in Erfurt vorfänden.