Prozess um künstliche Luftröhren - Ex-Chirurg erhält Bewährungsstra fe

Stockholm (dpa) - Ein früherer Chirurg ist in Schweden in einem
Prozess wegen der Transplantation künstlicher Luftröhren zu einer
Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Solna im Norden
von Stockholm sprach den Mediziner am Donnerstag in einem Fall
einstimmig schuldig, körperliche Schäden verursacht zu haben. In zwei
anderen Fällen wurde er dagegen freigesprochen. Gegen das Urteil kann
innerhalb von drei Wochen Berufung eingelegt werden.

Der Mediziner war wegen Eingriffen bei drei Patienten in den Jahren
2011 und 2012 wegen schwerer Körperverletzung angeklagt gewesen. Er
hat ein Fehlverhalten bestritten und gab an, die Operationen seien
lebensrettende Maßnahmen und die einzige Alternative für die drei
Patienten gewesen. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen während des
Prozesses von reinen Experimenten an Menschen gesprochen.

Das Gericht sah es nun als erwiesen an, dass die Eingriffe nicht im
Einklang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen standen. Angesichts des
Zustandes der beiden ersten Patienten hielt es die Operationen aber
für vertretbar. Zum Zeitpunkt des dritten Eingriffs seien die
Erfahrungen aus den beiden ersten OPs allerdings so gewesen, dass der
Mediziner von einer weiteren Operation dieser Art hätte absehen
sollen. Nichts spreche jedoch dafür, dass es dem Mann gleichgültig
gewesen sei, dass der Eingriff zu schweren körperlichen Schäden und
langfristigem Leid führen würde. Deshalb werde er nicht wegen
vorsätzlicher, sondern fahrlässiger Körperverletzung zu einer
Bewährungsstrafe verurteilt, in der er sich zwei Jahre lang nichts zu
Schulden kommen lassen darf.

Der bekannte Chirurg hatte 2011 eine erste bemerkenswerte
Transplantation im Stockholmer Karolinska-Krankenhaus durchgeführt:
Einem Krebspatienten war damals eine künstliche, mit Stammzellen
bedeckte Luftröhre implantiert worden. Zunächst wurde der Eingriff
als Erfolg gewertet, doch später stellte sich heraus, dass der
Patient unter verschiedenen Komplikationen litt. Er starb daraufhin.

Bis 2013 nahm der Chirurg laut dem schwedischen Rundfunk insgesamt
acht solcher Eingriffe vor, drei in Schweden und fünf weitere in
Russland und den USA. Sieben der Patienten starben, der achte lebt
noch, nachdem ihm die Plastik-Luftröhre wieder entfernt worden war.