WHO Europa dringt auf gemeinsame Anstrengungen gegen Affenpocken

Kopenhagen (dpa) - Wegen des Affenpocken-Ausbruchs hat das
Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dringend
gemeinsame Anstrengungen und eine gerechte Impfstoffverteilung
angemahnt. Europa bleibe das Epizentrum des sich vergrößernden
Ausbruchs - mit 25 Ländern, die mehr als 1500 Fälle gemeldet hätten,

sagte Hans Henri Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, am Mittwoch.
Das seien etwa 85 Prozent der weltweiten Gesamtzahl. «Das Ausmaß
dieses Ausbruchs stellt ein echtes Risiko dar; je länger das Virus
zirkuliert, desto größer wird seine Reichweite und desto stärker wird

die Krankheit in nicht-endemischen Ländern Fuß fassen.» Damit meinte

er Länder, in denen das Virus bis Mai dieses Jahres nicht oder nur
selten aufgetreten war.

Das Virus nutze die Gelegenheiten zur Ausbreitung, die sich bieten -
es sei nicht per se mit einer bestimmten Gruppe verbunden, sagte
Kluge. Bisher sei die Erkrankung in Europa jedoch hauptsächlich bei
Männern, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, nachgewiesen worden.

Dennoch sei der Ausbruch kein Grund, etwa geplante
Pride-Veranstaltungen abzusagen, sagte Kluge. Der Sommer mit
zahlreichen Events und Festivals sei vielmehr eine Gelegenheit,
Teilnehmer mit Informationen über die Krankheit zu erreichen. Steve
Taylor, Direktor der European Pride Organisers Association,
unterstrich in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Kluge und mit
Blick auf rund 750 geplante Pride-Events die Zusammenarbeit mit der
WHO. Man wolle mit Fakten darauf hinwirken, dass die Menschen sich,
ihre Liebsten und ihre Community schützen könnten.

Zu den Wegen, auf denen das Virus übertragen werden kann, gehören
enger Körperkontakt, etwa beim Sex, und längerer
Face-to-Face-Kontakt. Letzteres kann zum Beispiel eine Infektion über
Tröpfchen sein. Für Deutschland spricht das Robert Koch-Institut
(RKI) mit Stand Mittwoch von 263 bestätigten Fällen.

Um den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen, müssten Regierungen,
Gesundheitsorganisationen und Zivilgesellschaften dringend gemeinsam
handeln, sagte Kluge. Die Fehler der Covid-19-Pandemie, etwa der
Egoismus vieler Länder im Umgang mit Impfstoffen, dürften nicht
wiederholt werden.