Labore: BA.5 wohl bereits mit Anteil von 40 bis 50 Prozent

Berlin (dpa) - Bei den Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5, die derzeit
zu steigenden Corona-Fallzahlen beitragen, geht ein Laborverband
aktuell bereits von hohen Anteilen in Deutschland aus. Für diese
Woche sei anhand der bisherigen Ausbreitungsgeschwindigkeit
anzunehmen, dass BA.4 vermutlich etwa 15 bis 16 Prozent des
Infektionsgeschehens ausmache und BA.5 40 bis 50 Prozent, sagte der
Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM),
Michael Müller, am Dienstag. Er rechne mit einer weiteren Ausbreitung

bis etwa Mitte Juli und im Zuge dessen mit hoch bleibenden
Infektionszahlen. In den nächsten Wochen könnte sich BA.4 noch gegen

BA.5 durchsetzen.

Die vom Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Daten zu
Virusvarianten beziehen sich stets auf einen Zeitraum vor zwei
Wochen. Müller stellte eine Hochrechnung zu jüngsten RKI-Angaben an.

«In jedem Fall wird dieser Sommer anders sein als die Sommer zuvor.
Er kann auch anders gelebt werden», sagte Müller mit Blick auf die
hohe Rate an Menschen in der Bevölkerung, die durch Impfung und/oder
Infektion Kontakt mit Sars-CoV-2 hatten.

Nach Daten des Verbands ist der Trend bei den PCR-Tests wieder
ansteigend: Vergangene Woche seien rund 582 000 solche
Laboruntersuchungen durchgeführt worden, nach etwa 552 000 in der
Woche zuvor, hieß es unter Berufung auf Daten von 183 Laboren.
Die Auslastung der Labore liege mit 21 Prozent im Bundes-Durchschnitt
«auf sehr niedrigem Niveau».

Mit Blick auf Herbst und Winter und die Erwartung dann wieder
verstärkter Corona-Verbreitung forderte der Verband erneut
Planungssicherheit, etwa zu den benötigten Testkapazitäten. Die
Nationale Teststrategie laufe zum Monatsende aus. «Die fachärztlichen
Labore benötigen endlich Klarheit, in welchen Bereichen der Testung
asymptomatischer Personen für die Landes- und Bundespolitik der
künftige Schwerpunkt liegen soll», mahnte Müller.

Aus ALM-Sicht habe die medizinische Versorgung Erkrankter Vorrang,
dies gehöre ausschließlich in Ärzte-Hand. Anlasslose Bürgertests in

Testzentren würden zum weiteren Management der Pandemie nicht mehr
gebraucht, hieß es in einer ALM-Mitteilung. Der Verband schlägt unter

anderem vor, Selbsttests leicht und kostengünstig zugänglich zu
machen.