Fall der isolierten «Hof-Familie»: Drei Jahre Haft für Österreicher

Assen (dpa) - Im spektakulären Fall der isolierten Familie auf einem
abgelegenen Hof in den Niederlanden ist der Österreicher Josef B. zu
drei Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sprach ihn am
Dienstag in Assen der Freiheitsberaubung schuldig. Der Mann hatte
nach Ansicht des Gerichts ermöglicht, dass der Vater der Familie neun
Jahre lang seine Kinder auf dem Hof festhalten konnte.

Der Niederländer Gerrit Jan van D. hatte seit 2010 auf dem Hof in
Ruinerwold im Nordosten des Landes mit sechs Kindern gelebt - total
isoliert von der Öffentlichkeit. Der 61 Jahre alte Josef B. hatte die
Familie mit Nahrungsmitteln versorgt. Er habe die Untaten des Vaters
der Familie ermöglicht, urteilte das Gericht. Er wurde aber
vom Vorwurf der Misshandlung der Kinder freigesprochen.

Der Vater selbst wird strafrechtlich nicht verfolgt. Er ist nach
einem schweren Schlaganfall nicht prozessfähig, hatte das Gericht im
vergangenen Jahr entschieden. Er soll seine Kinder psychisch
terrorisiert, misshandelt und zwei auch sexuell missbraucht haben.

Der Niederländer hatte seine Kinder nach einer von ihm selbst
erfundenen Naturreligion auf dem Hof nahe der deutschen Grenze
erzogen und unter starkem psychischen Druck von der Außenwelt fern
gehalten. Sie waren nicht bei den Behörden bekannt, durften keine
Schule besuchen und waren nie bei einem Arzt. Die Mutter der Familie
war Jahre zuvor gestorben. Im Oktober 2019 hatte ein Sohn dann in der
Dorfkneipe um Hilfe gebeten.