Ermittlungen wegen Corona-Toter in Rastatter Pflegeheim ausgeweitet

Rastatt/Baden-Baden (dpa/lsw) - Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden
hat die Ermittlungen nach einem Corona-Ausbruch in einem Rastatter
Pflegeheim ausgeweitet. Bei inzwischen 20 Bewohnerinnen und
Bewohnern, die in der Zeit von Mitte Dezember 2021 bis Mitte Februar
2022 an oder im Zusammenhang mit dem Coronavirus starben, bestehe der
Anfangsverdacht, dass sich der Erreger auch wegen unzureichend
eingehaltener Hygienestandards ausbreiten konnte.

19 weitere Bewohner waren schon davor gestorben. Auch hier werde
geprüft, «ob mangelhafte Vorkehrungen gegen die Ausbreitung des
Covid-19-Virus oder anderweitige Verstöße gegen Hygiene- und
Pflegestandards den Tod verursacht oder mitverursacht haben», teilte
die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Der Betreiber Kursana hatte
stets einen kausalen Zusammenhang zwischen den beanstandeten Mängeln
und der Verbreitung des Coronavirus im Haus zurückgewiesen.

Eine Kursana-Sprecherin bekräftigte am Freitag, es sei leider trotz
umfassender Schutzkonzepte nicht immer zu verhindern, dass sich das
Coronavirus verbreite. «Eine Ursache hierfür ist die generell sehr
hohe Impfskepsis in Deutschland und die damit im Verhältnis zu vielen
anderen Ländern weiterhin recht niedrige Impfquote.» Trotz einer
Impfkampagne mit Informationsabenden und mehreren Impfterminen hätten
sich von den gestorbenen Bewohnern, die den Angaben nach im Schnitt
weit über achtzig Jahre alt waren, elf gar nicht oder nur einmal
impfen lassen, keiner sei geboostert gewesen.

Die Heimaufsicht hatte zwischenzeitlich verboten, neue Bewohner
aufzunehmen. «In Abstimmung mit der Heimaufsicht dürfen wir wieder
Bewohner aufnehmen», teilte die Sprecherin weiter mit. «Wir
unterstützen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vollumfänglich,
um etwaige Vorwürfe auszuräumen», erklärte sie. «Darüber hinaus

möchten wir uns zum laufenden Verfahren aktuell nicht äußern.»

Im Visier der Ermittler stehen mehrere Mitarbeitende mit leitender
Funktion. Sie stehen den Angaben nach seit März außerdem unter
Anfangsverdacht der vorsätzlichen oder fahrlässigen Körperverletzung

und der Freiheitsberaubung. «Unzureichende Wundversorgung,
unzureichende Behandlung von Erkrankungen, fehlerhafte Versorgung mit
Medikamenten und freiheitsentziehende Maßnahmen ohne richterliche
Genehmigung stehen hier im Raum», hieß es. Dabei geht es laut einem
Sprecher um Vorwürfe, Heimbewohner seien ans Bett fixiert worden.

Die Ermittlungen gestalten sich den Angaben nach schwierig. «Das wird
sich noch einige Zeit hinziehen», sagte Behördenleiter Axel Isak.