Affenpocken-Fälle in Berlin - Zahl der Nachweise steigt in Europa

Erst München, nun auch Berlin: In Deutschland sind insgesamt drei
Fälle von Affenpocken bestätigt. Nachweise gibt es nun in mindestens
acht Ländern Europas - eine weitere Zunahme der Fälle wird erwartet.

Berlin (dpa) - Nach einem ersten Fall in München sind nun auch in
Berlin zwei Infektionen mit dem Affenpocken-Virus nachgewiesen. Das
teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Samstag mit. Der
Zustand der beiden Patienten sei stabil. Derzeit liefen Ermittlungen
zu Kontaktpersonen. An welcher der beiden bekannten Varianten des
Erregers die Patienten leiden, ist noch nicht bekannt.

Der Patient in München, bei dem erstmals in Deutschland überhaupt
eine Affenpocken-Infektion bestätigt worden war, leidet an der
milderen westafrikanischen Variante. Das hat die Genom-Analyse des
Erregers am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr ergeben, wie
das bayerische Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. Nach
Angaben der München Klinik Schwabing vom Freitag ging es dem
Patienten gut.

Der aus Brasilien stammende 26-Jährige war von Portugal über Spanien
nach München gereist und hatte sich zuvor in Düsseldorf und Frankfurt
am Main aufgehalten. Nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums
in Nordrhein-Westfalen liegen Hinweise «auf mögliche Kontakte von
Personen mit dem Affenpockenvirus» vor. Diesen Hinweisen werde
nachgegangen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Samstag der
Deutschen Presse-Agentur. Das Landeszentrum für Gesundheit stehe in
engem Austausch mit dem Ständigen Arbeitskreis der Kompetenz- und
Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger am
Robert Koch-Institut (RKI).

Die meisten Fälle, die derzeit untersucht werden, verlaufen nach
Angaben von Hans Kluge, Regionaldirektor für Europa bei der
Weltgesundheitsorganisation WHO, mild. Nach Angaben vom Freitag sind
Fälle in mindestens acht Ländern der WHO-Region bekannt: Außer
Deutschland sind das Spanien, Frankreich, Italien, Belgien, Portugal,
Schweden und Großbritannien. Auch in Australien, Kanada und den USA
wurden Fälle bestätigt - und damit in weiteren Weltregionen außerhalb

Afrikas, von wo das Virus stammt. Am Samstag wurde in der Schweiz ein
erster Fall nachgewiesen, wie das Kanton Bern mitteilte.

Die kürzlich nachgewiesenen Infektionen seien atypisch, weil die
meisten Betroffenen nicht nach West- oder Zentralafrika gereist
seien, wo die Krankheit endemisch sei, heißt es in dem Statement
Kluges. Auffällig sei auch, dass die meisten zunächst entdeckten
Infektionen bei homosexuellen Männern nachgewiesen wurden. Dass die
Fälle über Europa verteilt festgestellt werden, lege nahe, dass das
Virus schon eine Weile weitergegeben werde.

Kluge fürchtet, dass sich die Übertragungen in der Sommersaison mit
Massenveranstaltungen, Festivals und Partys beschleunigen könnten.
Das Virus werde derzeit bei sexuell aktiven Menschen festgestellt,
vielen seien die Symptome unbekannt.

Die spanischen Behörden gehen unterdessen der Vermutung nach, dass
Partys der Gay Pride auf der Urlauberinsel Gran Canaria ein möglicher
Ansteckungsherd für die Infektionen gewesen sein könnten. Das
berichtete die Zeitung «El País» unter Berufung auf Quellen im
Gesundheitssektor. An der vor allem von Homosexuellen besuchten
«Maspalomas Pride» nahmen vom 5. bis 15. Mai etwa 80 000 Menschen aus
Spanien und vielen anderen Ländern teil, wie die Zeitung berichtete.

Männer aus Italien, aus Madrid sowie von der Insel Teneriffa, bei
denen das Virus nachgewiesen wurde, sollen an den Feierlichkeiten
teilgenommen haben. Intimkontakte sind ein möglicher Übertragungsweg
für das Virus. Am Freitag hatten Behörden bereits eine Sauna in
Madrid geschlossen, weil sich auch dort mehrere Männer angesteckt
haben sollen. In Spanien waren bis Freitag 30 Affenpocken-Fälle
nachgewiesen. Zudem gebe es weitere 23 Verdachtsfälle.

In Schweden hat die Regierung nach dem ersten bestätigten Fall vom
Donnerstag die Affenpocken als für die Allgemeinheit gefährlich
eingestuft. «Die Einstufung ermöglicht es, Maßnahmen zum
Infektionsschutz zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung zu
verhindern», erklärte Sozialministerin Lena Hallengren.

Gesundheitsbehörden zufolge verursacht das Virus meist nur milde
Symptome, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. In
Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Übertragen wird da
s
Virus vor allem über direkten Kontakt oder Kontakt zu kontaminierten
Materialien.

Mit der zu beobachtenden Häufung handle es sich bereits um eine
Epidemie - es sei jedoch «sehr unwahrscheinlich, dass diese Epidemie
lange dauern wird», sagte Fabian Leendertz, Gründungsdirektor des
Helmholtz Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald und Leiter
der Projektgruppe Epidemiologie hochpathogener Erreger am RKI. Die
Fälle seien über Kontaktverfolgung gut einzugrenzen. Zudem gebe es
Medikamente sowie wirksame Impfstoffe, die eingesetzt werden könnten.

Die Krankheit trägt den Namen Affenpocken, nachdem der Erreger 1958
erstmals bei Affen in einem dänischen Labor nachgewiesen wurde.
Fachleute vermuten, dass das Virus eigentlich in Hörnchen und
Nagetieren zirkuliert, Affen und Menschen gelten als sogenannte
Fehlwirte.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite