Kasse beklagt Millionenschaden durch Betrug im Gesundheitswesen
Es sind wenige schwarze Schafe, doch sie betrügen die
Krankenversicherungen um immense Summen: Im vergangenen Jahr wurden
vor allem bei ambulanten Pflegediensten kriminelle Machenschaften
entlarvt.
Hannover (dpa/lni) - Betrügerische ambulante Pflegedienste haben bei
der KKH Kaufmännischen Krankenkasse im vergangenen Jahr einen
Millionenschaden verursacht. Die Pflegedienste erschwindelten sich
nach Angaben der Kasse mit Sitz in Hannover knapp 3,4 Millionen Euro
zulasten der Kranken- und Pflegeversicherung. Insgesamt sei im
vergangenen Jahr der KHH ein Schaden von 4,7 Millionen Euro durch
Abrechnungsbetrug entstanden - so viel wie in keinem Jahr zuvor. Die
KKH gehört mit mehr als 1,6 Millionen Versicherten bundesweit zu den
größten gesetzlichen Krankenkassen. Der Gesamtschaden hatte 2020 bei
dieser Kasse bei knapp 0,5 Millionen Euro und 2019 bei fast 1,0
Millionen Euro gelegen.
Hintergrund der hohen Summe 2021 waren den Angaben zufolge
Ermittlungserfolge der Staatsanwaltschaft gegen mehrere Pflegedienste
im Raum Augsburg in Bayern. Es seien immer nur wenige schwarze
Schafe, die kriminell agierten, sagte KKH-Chefermittlerin Dina
Michels am Mittwoch in Hannover. «Doch diese bereichern sich an
Geldern, die den Versicherten für die Vorsorge und die Behandlung von
Krankheiten vorbehalten sind.»
Die KKH-Prüfgruppe Abrechnungsmanipulation erhielt 2021 insgesamt 352
neue Hinweise auf Betrug, die meisten Tipps kamen aus
Nordrhein-Westfalen. 147 Tatverdächtige kamen aus dem Bereich
Pflegedienste, 50 Tatverdächtige waren Krankengymnasten oder
Physiotherapeuten. Darüber hinaus wurde 35 Ärzten Betrug vorgeworfen.
In den meisten Fällen ging es um die Abrechnung nicht erbrachter
Leistungen, gefolgt vom Einsatz unqualifizierten Personals. Nach
Angaben der Versicherung kommen Straftaten im Gesundheitssektor
häufig nicht ans Licht, die Dunkelziffer sei hoch.
Die Bevölkerung wird älter - immer mehr Menschen sind auf Pflege
angewiesen. Die Ausgaben im Gesundheitssektor steigen nach
Schätzungen des Statistischen Bundesamtes ständig an - im Jahr 2021
auf einen Höchstwert von insgesamt 466 Milliarden Euro.
«Diese Summe setzt bei einzelnen Leistungserbringern ein hohes Maß an
Energie frei, gesetzwidrig Gelder einzustreichen», sagte der
Braunschweiger Oberstaatsanwalt André Schmidt. Die Staatsanwaltschaft
Braunschweig ist eine Zentralstelle für Korruptionsbekämpfung.
Wichtig sei, dass alle Verantwortlichen bei der Bekämpfung von
Straftaten im Gesundheitswesen an einem Strang ziehen. Auch müssten
Hinweisgeber geschützt werden, betonte Schmidt.
Teilweise kommen die Tipps auf Betrug von Mitarbeitenden der
Pflegedienste oder Praxen. Aber auch bei den Kontrollen des
Medizinischen Dienstes (MD) können Unregelmäßigkeiten auffallen.
Anlassbezogene Kontrollen habe es während der Pandemie durchgängig
gegeben, sagte Martin Dutschek, Sprecher des MD Niedersachsen, der
dpa. In den meisten Fällen werde Hinweisen auf Missstände oder
Qualitätsmängel in der Pflege nachgegangen, manchmal gehe es aber
auch um den Verdacht des Abrechnungsbetrugs. Die Qualitätsprüfungen
der Pflegeanbieter einmal im Jahr waren in der Corona-Zeit in
Niedersachsen für viele Monate ausgesetzt worden, sie wurden dem
Sprecher zufolge aber Anfang 2022 wieder aufgenommen.
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