Deutsche Wirtschaft kritisiert Russlands Zwangstests - Weniger Firmen
Moskau (dpa) - Die deutsche Wirtschaft in Russland warnt auch
angesichts der medizinischen Zwangstests für Manager und andere
Ausländer vor einer «massiven Abwanderung» von Unternehmen. Schon
jetzt gebe es einen Trend zum Rückzug, wie aus Angaben der
deutsch-russischen Auslandskammer (AHK) hervorgeht. Die Zahl der
deutschen Unternehmen in Russland ist demnach 2021 um acht Prozent im
Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Als Gründe wurden neben der
Einführung medizinischer Zwangsuntersuchungen für Ausländer auch die
in der Ukraine-Krise drohenden neuen Sanktionen des Westens gegen
Russland und die Angst vor einem Krieg in Europa genannt.
Aktuell seien noch 3651 Firmen mit deutschem Kapital im flächenmäßig
größten Land der Erde tätig. In den vergangenen rund zehn Jahren
seien 42 Prozent der Unternehmen abgezogen - 2011 habe es noch
6300 Firmen mit deutschem Kapital gegeben.
«Die Kriegsangst rund um die Ukraine-Krise, drohende neue Sanktionen
und diskriminierende Zwangstests für Topmanager und Ingenieure
stellen ein massives Risiko und Ärgernis dar», sagte am Samstag
Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der AHK und Delegierter der
Deutschen Wirtschaft in Russland.
Nach einem neuen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin
unterschriebenen Gesetz müssen sich Ausländer mit längeren
Aufenthaltszeiten aufwendigen medizinischen Untersuchungen
unterziehen, um in dem Land zu arbeiten. Ausländer in Russland sollen
demnach regelmäßig auf Drogenkonsum und Infektionskrankheiten wie
HIV, Syphilis, Tuberkulose und Covid getestet werden. Neben Blut- und
Urinproben müssten sich auch Kinder ab sechs Jahren und Ehepartner
alle drei Monate Röntgentests mit hoher Strahlenbelastung aussetzen.
Der AHK zufolge wächst die Empörung unter deutschen Managern darüber.
Deutsche Manager hätten in Briefen an die AHK von «Zuständen wie in
Filmen aus Gulagzeiten» mit stundenlangen Wartezeiten und mangelnder
Einhaltung von Corona-Vorschriften unter Hunderten Gastarbeitern in
einem Testzentrum unweit von Moskau berichtet. Zehn ausländische
Wirtschaftsverbände haben nach Angaben der AHK einen Brief an die
russische Regierung verfasst, mit der Forderung, die
«diskriminierende Regelung» zu kippen oder abzumildern.
Auch andere ausländische Wirtschaftsverbände kritisieren das neue
Gesetz als investitionsschädlich. Die US-Botschaft in Moskau nannte
das Gesetz «fremdenfeindlich».
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.