Studie: Beschäftigte arbeiten im Homeoffice vermehrt trotz Krankheit

Schuldgefühle sind ein wichtiger Faktor für die Entscheidung, trotz
Krankheit zu arbeiten, hat eine Studie ergeben. Das betrifft sowohl
den Gang ins Büro als auch die Arbeit am Rechner im Homeoffice.

Hamburg (dpa/lno) - Arbeitnehmer neigen einer Studie zufolge in der
Corona-Pandemie vermehrt dazu, sich im Homeoffice trotz Krankheit an
den Rechner zu setzen. Einen umgekehrten Trend gebe es bei
Beschäftigten, die für den Job ins Büro fahren müssen, heißt es i
n
einer Untersuchung der Hamburger Kühne Logistics University (KLU) und
der WHU - Otto Beisheim School of Management.

Zu groß seien die befürchteten Schuldgefühle, sollte es im Büro zu

einer Ansteckung mit dem Coronavirus kommen, um sich auf den Weg zur
Firma zu machen, heißt es in der Studie. Ganz anders dagegen in den
eigenen vier Wänden: «Wenn sich Mitarbeitende zuhause «nur» erholen

und nicht erreichbar sind, befürchten viele Schuldgefühle gegenüber
dem Team. Deshalb entscheiden sich einige, zumindest etwas zu
arbeiten», sagte die KLU-Professorin für Personalmanagement, Prisca
Brosi. Zudem zeigten die Ergebnisse, dass die Entscheidung zu
arbeiten unabhängig von der Schwere der Erkrankung sei.

Dabei übersähen die Beschäftigten jedoch die Konsequenzen. «Wenn ic
h
weiterarbeite statt mich zu erholen, kann zusätzlich ein Schuldgefühl
mir selbst gegenüber entstehen», sagte die WHU-Professorin für
Personalführung, Fabiola H. Gerpott. Zum einen arbeiteten kranke
Beschäftigte oft nicht produktiv. «Zum anderen spüren sie, dass ihre

Entscheidung der eigenen Gesundheit schadet.»

Für die Studie wurden den Angaben zufolge drei Untersuchungen im
Vor-Corona-Jahr 2019 sowie im Juli und August 2020 mit insgesamt rund
650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemacht und verglichen.

Die Forscherinnen sehen bei dem Thema auch Arbeitgeber in der
Pflicht. «Unternehmen sollten im Vorfeld klar ansprechen, dass
Mitarbeitende mit diesem Verhalten ihrer eigenen Gesundheit schaden
und nicht produktiv arbeiten können», betonte Brosi. Es reiche nicht,
Mitarbeitende einfach nur zu bitten, im Krankheitsfall zuhause zu
bleiben. «Sie müssen auch über die negativen Konsequenzen der
Entscheidung, trotzdem zu arbeiten, reflektieren», sagte Brosi.