Linke: Impfangebote muss es überall in Berlin geben

Berlin (dpa/bb) - Deutliche Fortschritte beim Impfen sind nach
Überzeugung der Linken nur zu erreichen, wenn es in Berlin
flächendeckend Impfmöglichkeiten gibt. Weiße Flecken auf der Karte
dürfe es dabei nicht geben, sagte der neue gesundheitspolitische
Sprecher der Linke-Fraktion, Tobias Schulze, der Deutschen
Presse-Agentur. «Das betrifft insbesondere die Kieze und Bezirke in
der Peripherie.»

Dort sei der Weg zum nächsten Impfzentrum oft sehr weit. «Wenn wir
ältere Menschen haben oder andere, die Scheu davor haben, sich
Dutzende Kilometer durch die Stadt zu bewegen, dann brauchen wir für
die auch Angebote», sagte Schulze. Weitere Impfstellen seien deshalb
sinnvoll. Genauso wichtig sei es, jetzt diejenigen anzusprechen, die
bisher nicht erreicht worden seien, sagte der Linke-Abgeordnete. «Das
betrifft vor allem Kieze mit besonderen sozialen Problemen und
Menschen in schwierigen sozialen Lagen.»

Berlin hat nach Schulzes Einschätzung dabei anders als Bremen nicht
früh genug gestartet: «Wir als Linke haben bereits im Sommer darauf
hingewiesen, dass man sich hier an Bremen orientieren sollte und in
die Kieze gehen muss, wo eine gewisse Staatsferne da ist, wo es
Menschen gibt, die sonst wenig mit den öffentlichen Strukturen zu tun
haben.» Genau diese Menschen müsse man erreichen. «Und damit haben
wir in Berlin vermutlich zu spät angefangen.»

Das sogenannte aufsuchende Impfen, auf das auch der Senat inzwischen
setzt, ist aus Schulzes Sicht der richtige Ansatz. «Ich habe meinen
Wahlkreis im Wedding, und ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die
bewegen sich aus ihrem Kiez nicht raus. Wer nicht in den Kiez geht,
wird diese Menschen nicht erreichen.»

Diejenigen, die Impfen aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnten,
seien schwer zu überzeugen. Es gebe aber auch andere, die zum
Beispiel einfach unsicher seien. «Diese Menschen erreicht man mit
aufsuchendem Impfen.» Und noch andere seien einfach in einer
schwierigen sozioökonomischen Lage oder hätten möglicherweise
schlechte Sprachkenntnisse. «Die sind zwar grundsätzlich impfwillig,
hatten aber bisher keine Möglichkeiten zum Impfen», sagte Schulze.
«Und dies Gruppe ist nicht klein.»

Schulze sagte, er wisse nicht, ob sich die geplante Impfquote von 80
Prozent bei den Erstimpfungen in Berlin bis Ende Januar schaffen
lasse. «Einige der Maßnahmen beginnen jetzt erst zu wirken, insofern
würde ich keine Wetten darauf abschließen», sagte er. «Ich glaube
aber, dass die Strategie richtig ist, mit den Impfteams vor Ort zu
sein und die Leute da zu erreichen, wo sie tatsächlich sind.»