Kindervertreter besorgt über Mitnahme von Kindern auf Corona-Demos

Berlin (dpa) - Der Ehrenvorsitzende der Deutschen Kinderhilfe hat
sich angesichts der Mitnahme von Kindern auf Corona-Demos besorgt
gezeigt. Unter Umständen könne es sich dabei um eine
Kindeswohlgefährdung oder sogar Radikalisierung handeln, sagte Rainer
Becker der Deutschen Presse-Agentur. Wenn von vornherein absehbar
ist, dass es zu Auseinandersetzungen kommt, «dann haben da Kinder
nichts zu suchen». Dabei gehe es um den Schutz der Gesundheit. Solche
Szenen könnten die Kinder aber auch traumatisieren. Auch wenn eine
Eskalation nicht absehbar sei, sich eine Demo aber dahingehend
entwickeln sollte, hätten die Eltern sich mit ihren Kindern zu
entfernen.

«Grundsätzlich gesteht die UN-Kinderrechtskonvention Kindern auch
eine Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit zu.» Das sei auch gut
so. «Denn sie sollen ja auch an Demokratie herangeführt werden.»

Dennoch sei für ihn ein «No-Go-Bereich», wenn Kinder
instrumentalisiert werden. Er verwies auf Redebeiträge von Kindern,
die nicht zu deren Alter passten. Es sei ein Unterschied, ob Kinder
zu Demos gingen, die sogar von Kindern und Jugendlichen organisiert
werden, ob man Kinder mitnehme und mit ihnen unterschiedliche
Meinungen diskutierte «oder eben ob man die Kinder zu einem
ideologischen Sprachrohr macht».

Botschaften wie, «der Staat ist böse, der will uns vergiften. Die
Polizei ist schlecht, die kommt da mit Schlagstöcken oder
Pfefferspray» könnten auch dazu beitragen, dass aus Kindern radikale
Jugendliche oder junge Erwachsenen werden, warnte Becker. «Kinder
sollen nicht zu Ja-Sagern erzogen werden, aber sie sollen auch nicht
zu Staatsfeinden erzogen werden.»

Der ehemalige Polizeidirektor verwies auf den Paragrafen 171 des
Strafgesetzbuches. Demzufolge sei «die Verletzung der Fürsorge- oder
Erziehungspflicht eine Straftat». Diese sei schon von Amtswegen zu
verfolgen. Laut Gesetz müssten Polizisten etwa die Identität von
Kindern feststellen, wenn der Eindruck bestehe, dass diese benutzt
werden.