Italien: Auch Wahlleute in Covid-Isolation dürfen Staatschef wählen

Rom (dpa) - Für die Wahl des italienischen Staatspräsidenten dürfen
Parlamentsabgeordnete oder Regionen-Vertreter ab Montag ausnahmsweise
ihre Corona-Quarantäne unterbrechen und zur Stimmabgabe nach Rom
kommen. Das erlaubte die Regierung am Freitag in einem
Gesetzesdekret. Damit soll allen 1009 Wahlleuten die Möglichkeit
gegeben werden, an der Abstimmung in der Hauptstadt teilzunehmen. Die
Wahl des Nachfolgers von Sergio Mattarella beginnt am Montag und
dürfte mehrere Tage dauern.

Zuletzt war unklar gewesen, was mit den Abgeordneten, Senatoren und
Vertretern der 20 Regionen passiert, die an den Wahlterminen als
Infizierte oder Kontaktpersonen in Isolation sind. Sie dürfen zwar
nach Rom fahren, aber unter anderem kein öffentliches Verkehrsmittel
benutzen und in keinem Hotel übernachten. Offen blieb zunächst der
genaue Ablauf ihrer Wahl in der kommenden Woche: Zuletzt war überlegt
worden, ob die Wahlleute etwa im Auto bei einer extra errichteten
«Drive-In-Station» vor dem Regierungsgebäude abstimmen.

In den ersten drei Wahlgängen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig,
danach reicht eine einfach Mehrheit. Offizielle Bewerber auf das Amt
gibt es traditionell nicht - seit Wochen aber grübeln die Spitzen der
Parteien über mögliche Kandidaten. Ministerpräsident Mario Draghi
gilt als Favorit. Für den Fall, dass er Staatschef wird, wird derzeit
über die Nachfolgeregelung und die Zukunft der Regierung verhandelt.

Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte zuletzt versucht, sich
für das Amt des Präsidenten in Stellung zu bringen. Allerdings
schwanden seine Chancen stark. Am Freitag verkündete in einem
Radio-Interview zudem einer seiner ursprünglichen Unterstützer,
Lega-Chef Matteo Salvini, dass er noch «einen oder mehrere»
Vorschläge für die Wahl machen werde.