Klinik: Krankheitsverläufe mit Delta schwerer als im Coronajahr 2020

München (dpa) - Krankheitsverläufe in der Delta-Welle waren nach
Zahlen der München Klinik häufiger sehr schwer als bei Patienten im
ersten Corona-Jahr 2020. Obwohl die Zahl der Patienten insgesamt etwa
gleich war, habe der Anteil der Patienten auf Intensivstation im
vergangenen Jahr mit rund 500 deutlich höher gelegen als 2020 mit
rund 400 Intensivpatienten, teilte die München Klinik am Freitag mit.

Die vorwiegend mit der Delta-Virusvariante infizierten Patienten
hätten 2021 auch länger auf Intensivstation gelegen, nämlich im
Schnitt 14,8 Tage. 2020 war der Durchschnitt noch bei 12,6 Tagen.
Non-Covid-Intensivpatienten mit anderen Krankheitsbildern liegen im
Schnitt vier Tage auf der Intensivstation.

Die besondere Schwere der Delta-Verläufe zeige sich auch an längeren
Beatmungszeiten: Im Jahr 2021 wurde ein Covid-Intensivpatient im
Schnitt 380 Stunden in der München Klinik beatmet, in 2020 waren es
314 Stunden.

In der München Klinik waren vor zwei Jahren die bundesweit ersten
Corona-Patienten behandelt worden, den ersten Fall hatte das
bayerische Gesundheitsministerium am 27. Januar 2020 gemeldet.
Seitdem hat die Klinik rund 3700 Covid-19-Patienten versorgt, davon
rund 900 auf Intensivstationen. Von diesen überlebten mehr als 600,
rund ein Drittel schaffte es nicht. Insgesamt starben rund 500
Covid-Patienten in der München Klinik.

Die Zahlen ließen nur im Ansatz erahnen, welcher personelle Einsatz
und welches Leid dahinterstecke, wenn es ein junger Covid-Patient
nicht schaffe oder wenn eine Tumoroperation erneut verschoben werden
müsse, sagte Klinik-Chef Axel Fischer. Der Chefarzt der Infektiologie
an der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, rief erneut zur
Impfung auf. Mit der noch zu großen Impflücke habe die Delta-Welle
Fahrt aufgenommen und sie liefere nun Treibstoff für die
Omikron-Variante. «Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir diese
Impflücke schließen, die Pandemie hin zur Endemie hinter uns lassen,
und im neuen Jahr vieles feiern, aber keinen dritten
Corona-Jahrestag.»