Leipziger Infektiologe: Infektionsgeschehen könnte endemisch werden

Leipzig (dpa/sn) - Der Leipziger Infektiologe Christoph Lübbert ist
verhalten optimistisch, dass das Infektionsgeschehen langsam in eine
endemische Situation übergeht. «Es gibt schon ein biologisches
Drehbuch für Viren: Je länger eine Pandemie andauert, desto
ansteckender wird der Erreger, aber desto mehr passt er sich auch an
den menschlichen Wirt an und schwächt sich virologisch ab», sagte der
Chef der Infektiologie am Uniklinikum und am St. Georg der «Leipziger
Volkszeitung». Endemisch ist eine Krankheit, wenn sie in einer Region
fortwährend auftritt. Dazu gehört etwa die saisonale Grippe.

Ein zweiter Effekt sei, dass der Organismus Immunität über
verschiedene Infektionswellen und mehrfaches Impfen entwickele, sagte
Lübbert. «Nach diesem Drehbuch wären wir vielleicht nächstes Jahr i
n
der Endemie, spätestens das Jahr darauf.» Mit viel Glück und
deutlicher Steigerung der Impfquote könne eine solche Situation noch
dieses Jahr erreicht werden.

Lübbert sagte, es sei wahrscheinlich, dass sich die Omikron-Variante
in den nächsten Wochen flächendeckend durchsetze und sich viele
Menschen infizierten. Er glaube jedoch nicht, dass die
Intensivstationen noch einmal voll werden. Jedoch könnten die
Corona-Normalstationen möglicherweise noch einmal strapaziert werden.
«Das Hauptproblem könnte werden, dass im Gesundheitswesen und anderen
relevanten Bereichen der Infrastruktur gehäuft Menschen erkranken
oder in Quarantäne müssen.»

Zugleich mahnte der Mediziner, dass für eine abschließende Bewertung
noch zu wenig über Omikron bekannt sei. Man wisse beispielsweise noch
nicht, ob Omikron zu lang andauernden Symptomen nach der Infektion
führe.