Taverne «Omikron», Eiscafé «Corona» - Firmennamen und die Pandemi e Von Isabell Scheuplein und Frank Rumpenhorst , dpa

Bei einem Veranstaltungstechniker gehen Impfanfragen ein, eine
italienische Eisdiele erlebt einen Selfie-Boom: Wie es ist, wenn der
Name der eigenen Firma plötzlich die Schlagzeilen beherrscht.

Frankfurt/Main (dpa) - Nur wenige Tische sind besetzt in der «Taverna
Omikron». Normalerweise wird hier nicht nur griechisch gespeist, es
gibt auch Live-Musik und Tanz. Doch es ist Corona-Pandemie - und zwar
die aktuelle Welle mit einer Virus-Variante, die ausgerechnet so
heißt wie das gemütliche Keller-Lokal: Omikron. «Das ist der 15.
Buchstabe des griechischen Alphabets», sagt Inhaber Kostas Tsapakidis
schlicht auf die Frage, wie die Taverne zu ihrem Namen kam. Probleme
bereite dies derzeit nicht, zumindest nicht zusätzlich zu denen, die
Corona ohnehin schon gebracht hat.

Seit 30 Jahren besteht das «Omikron» unweit der Frankfurter Messe,
das Jubiläum soll eigentlich groß gefeiert werden mit Musikern unter
anderem aus Griechenland. Wann es dazu kommen kann, ist derzeit
unklar. Inhaber Tsapakidis versucht es mit Humor und Zuversicht. «Wir
sind keine Variante, wir sind das Original», sagt er schmunzelnd. In
seinem Lokal werde man nur mit Lebensfreude angesteckt. Die Variante
werde hoffentlich das Ende der Pandemie sein, fügt er ernster hinzu.

Corona, Covid, Booster: Zahlreiche Begriffe haben es in knapp zwei
Jahren Krise in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft, die zuvor
schon jahrelang Firmen, Produkte oder gar Menschen bezeichneten. Auch
zu deren Vorteil. Der Braukonzern Anheuser Busch Inbev berichtete
über einen Absatzsprung der Bier-Sorte «Corona Extra». Auf was dies
letztlich zurückzuführen sei, sei aber nicht gesichert, sagte ein
Sprecher. Unter «Corona» (lateinisch für «Krone» oder «Kranz»
) wurden
auch schon Autos und Brettspiele in Verkehr gebracht, zudem heißen
zahlreiche Orte und Menschen so.

Einen regelrechten Selfie-Boom erlebte das Eis-Café «Corona» im
hessischen Taunus-Städtchen Oberursel. Das gleichnamige Virus habe
für mehr Bekanntheit gesorgt, berichtet Margherita Franceschet, die
das Café zusammen mit ihrem Mann betreibt. Vermutlich sei «Corona»
häufig im Internet gesucht worden und die Menschen hätten dann die
Eisdiele entdeckt.

Viele kamen und fotografierten die Eisbecher mit «Corona»-Schriftzug
oder machten Selfies außen am Café. Autos blieben für Schnappschüss
e
auf der Straße stehen. Wenn Kunden scherzhaft fragten, ob das Eis
denn hoffentlich virenfrei sei, antworte ihr Mann, im Gegenteil, es
sei sehr gut für die Gesundheit, sagt Margherita Franceschet. Das
Eiscafé trägt seinen Namen seit 1994. Er erinnert an die Straße, in
der ihr Mann aufgewachsen sei.

Nicht wie das Coronavirus, aber ähnlich wie die von ihm ausgelöste
Krankheit heißt ein Inder, der auf Twitter über Missverständnisse,
Witze und Verwirrung berichtet: Kovid Kapoor. Mit «Covid» als Namen
für die vom Virus ausgelöste Krankheit wollte die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Namen finden, der sich nicht
auf eine Person oder eine Gruppe von Menschen, eine geografische
Region oder ein Tier bezieht. «Ich heiße Kovid und ich bin kein
Virus», twitterte Kapoor damals. Als ihm seine Freunde zum 30.
Geburtstag einen Kuchen bestellt hätten, habe die Konditorei
geschrieben: «Happy birthday, #covid-30».

Der Beginn der Kampagne für die Auffrischungsimpfung brachte der
Firma für Veranstaltungstechnik «Booster» im hessischen Taunusstein
mehr Arbeit mit dem elektronischen Postfach. Bei ihm melden sich nun
Menschen, die den dritten Pieks haben wollten, wie Inhaber Rene
Krauss berichtet. Auch Beschwerden über schief gegangene
Registrierungen laufen auf. Sind die Mails freundlich, antworte er,
um den Irrtum aufzuklären. Alles andere ignoriere er. Im
Bekanntenkreis würden zudem sehr viele «Booster»-Scherze gemacht,
berichtet Krauss.

An Umbenennung habe er nicht gedacht, sagt der Inhaber und verweist
auf die fast 30-jährige Firmengeschichte. Der Name «Booster» gehe auf

eine Funktion im Auto «K.I.T.T.» aus der Serie «Knight Rider» zur
ück.
Die Pandemie sei für seine Firma eine sehr große Herausforderung,
sagt Krauss: «Man muss improvisieren und sich immer wieder neu
erfinden.» Digitale Veranstaltungen anbieten beispielsweise und
zusehen, dass man sich behaupte.