RKI blickt detaillierter auf Covid-19-Patienten mit Symptomen

Die Kapazitäten für PCR-Tests werden in der Omikron-Welle wohl nicht
reichen. Nur die so bestätigten Fälle fließen aber zum Beispiel in
die Sieben-Tage-Inzidenz ein. Wie das RKI die Lage dennoch im Blick
behalten will.

Berlin (dpa) - Angesichts der sich weiter aufbauenden Omikron-Welle
nimmt das Robert Koch-Institut (RKI) in Auswertungen zur Corona-Lage
verstärkt die Krankheitslast durch Covid-19 in den Blick. Die
Experten weisen neuerdings im Corona-Wochenbericht Schätzungen zu
Infizierten mit Covid-19-Krankheitssymptomen verschiedener Schwere
aus, wie aus der RKI-Publikation vom Donnerstagabend hervorgeht.
Entsprechende Inzidenzschätzungen beruhen auf schon länger
bestehenden Systemen des Instituts, mit denen die Entwicklung von
akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung überwacht wird. Eines
davon zum Beispiel speist sich aus Informationen aus der Bevölkerung.

Spezifisch für Covid-19 liegen damit nun auch Schätzwerte zu Fällen
unterhalb der Schwelle von Krankenhausaufnahmen vor, etwa die
Häufigkeit von Arztbesuchen: 178 pro 100 000 Einwohner in der Woche
bis 16. Januar, wie es im Bericht heißt. Für den gleichen Zeitraum
wurde geschätzt, «dass in etwa 0,4 bis 1,2 Prozent der Kinder und
Jugendlichen bis 14 Jahre und 0,5 bis 1,1 Prozent der Bevölkerung ab
15 Jahren an Covid-19 mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung
erkrankte». Für Krankenhausaufnahmen in der vergangenen Woche wird
eine Gesamtzahl von 3900 geschätzt.

«Die Systeme sind weitgehend unabhängig von Teststrategien, dem
Testverhalten in der Bevölkerung und im Gesundheitswesen und der
Verfügbarkeit von Tests», heißt es im Bericht über die Quellen. Sie

hätten allerdings eine eingeschränkte geografische Auflösung.

Hintergrund für die Einführung der ergänzenden Daten ist, dass die
Meldungen zur Zahl der Menschen mit positivem PCR-Test wegen der
hohen Belastung in der Omikron-Welle nach RKI-Einschätzung
unvollständiger werden. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind
vielerorts am Limit. Das RKI rechnet damit, dass der maximale
Ausschlag der Omikron-Welle in Deutschland durch Meldedaten
voraussichtlich nicht genau bemessen werden kann.

Eine komplette Erfassung aller Infizierten war laut dem Institut aber
nie angestrebt. Es betont auch jetzt: Die Meldedaten würden nicht
irrelevant. Sie blieben wichtig für das Management und Entscheidungen
über Maßnahmen vor Ort. Die Größenordnung und die entscheidenden
Trends in der epidemiologischen Entwicklung würden weiter zuverlässig
angezeigt. Die zusätzlichen Daten gewinnen dem Institut zufolge aber
besondere Bedeutung. Es pocht seit langem darauf, dass man sich bei
Lage-Einschätzungen nicht auf einzelne Indikatoren stützen sollte

Was bisher schon vorlag, sind unter anderem Daten zu
Corona-Intensivpatienten aus dem sogenannten Divi-Intensivregister.
Demzufolge ist auf Intensivstationen bislang noch keine Umkehr des
rückläufigen Trends zu erkennen, die Zahl der dort behandelten
Patientinnen und Patienten sank laut Tagesreport vom Donnerstag
weiter auf 2447. Das RKI schreibt jedoch, dass sich das derzeitige
Infektionsgeschehen dort wohl erst verzögert zeige.

Das RKI weist außerdem schon länger eine Inzidenz von
Covid-19-Krankenhausaufnahmen aus, die jedoch das Manko relativ
großen Meldeverzugs hat. Mit der Omikron-Variante und den nach ersten
Erkenntnissen wohl weniger schwerwiegenden Verläufen im Vergleich zu
Delta befürchten Fachleute allerdings eine zunehmende Belastung für
Normalstationen.

Der Anteil der Omikron-Variante in Deutschland hat sich laut dem
RKI-Bericht nun noch weiter gesteigert. In den Meldedaten aus den
Bundesländern betrug er in der vergangenen Woche knapp 90 Prozent.
Angesichts dieser sehr starken Verbreitung sei der Zusatznutzen von
variantenspezifischen PCR-Tests «eingeschränkt», hieß es. Wegen der

begrenzten Testkapazitäten sowie weiter stark ansteigender Fallzahlen
sei es sinnvoll, PCR-Tests zu Diagnose-Zwecken zu bevorzugen.