Viele ungeimpfte Pflegekräfte trotz Impfpflicht noch unsicher

Bis zu 15 Prozent der sächsischen Pflegekräfte sind nicht sicher, ob
sie sich noch impfen lassen sollen. Dabei gilt für sie ab 15. März
eine Impfpflicht. Gesundheitsministerin Köpping verspricht jedoch,
dass schlagartige Kündigungen nicht nötig sein werden.

Delitzsch (dpa/sn) - Knapp zwei Monate vor Beginn der berufsbezogenen
Impfpflicht sind sich in Sachsen immer noch viele Pflegekräfte
unsicher, ob sie sich impfen lassen sollen. Gesundheitsministerin
Petra Köpping (SPD) sprach am Donnerstag beim Besuch eines
Seniorenheims im nordsächsischen Delitzsch von bis zu 15 Prozent. In
Krankenhäusern und Arztpraxen seien es jeweils zwischen 3 und 5
Prozent der Beschäftigten.

Laut Köpping würden viele auf den Impfstoff von Novavax warten,
dessen Auslieferung sich jedoch verzögern soll. Der Impfstoff ist
proteinbasiert und beruht auf einer anderen Technologie als die
mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna.

Im Seniorenzentrum Delitzsch-Beerendorf der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
haben sich bisher 85 Prozent der Belegschaft für die Impfung
entschieden. «Ich kann die Skepsis vor den Impfstoffen verstehen.
Aber man muss auch sehen, dass gerade Senioren geschützt werden
müssen, weil deren Immunantwort oftmals nicht mehr so gut wie die von
jungen Menschen ist», sagte Pflegedienstleiterin Anke Tost. Gerade
mit den bisher ungeimpften Pflegerinnen und Pflegern sei man deshalb
immer wieder im Gespräch, betonte Christian Schulze, der Leiter des
Seniorenzentrums.

Gespräche mit dem ungeimpften Personal soll es auch geben, wenn die
vom Bundestag im vergangenen Jahr beschlossene Impfpflicht für
Gesundheitswesen und Pflege am 15. März in Kraft tritt. Dass
schlagartig jemandem gekündigt werden müsse, werde es in Sachsen
nicht geben, versprach Köpping beim Besuch in Delitzsch.

Die Ministerin sprach von einem möglichen «Spielraum», in dem es noch

einmal Befragungen und Gespräche mit den Betroffenen geben könne. Am
entsprechenden Erlass zur Umsetzung der Impfpflicht werde derzeit
gearbeitet. Köpping warb zudem für bundeseinheitliche Regeln. Dazu
sei man bereits in der Abstimmung mit den Ländern.

In Sachsen arbeiten aktuell etwa 300 000 Menschen im medizinischen
und pflegerischen Bereich. Davon sind nach Angaben der Ministerin
rund 65 Prozent geimpft. In Delitzsch zeigte sie sich angesichts
dieser Quote besorgt und betonte zugleich: «Im Moment entsteht der
Eindruck, dass die betroffenen Menschen anders betrachtet werden, als
sie es verdient hätten.» Es sei gerade seit Beginn der
Corona-Pandemie Großartiges geleistet worden.

Die Zahl der wöchentlichen Corona-Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner lag am Donnerstag in Sachsen laut Robert Koch-Institut
(RKI) bei 299,9. Das ist trotz stetigen Anstiegs weiterhin der
bundesweit zweitniedrigste Wert. Am Vortag lag der Wert noch bei
261,3. Bis zum frühen Donnerstagmorgen registrierte das RKI demnach
3369 neue Corona-Infektionen und 48 weitere Todesfälle im
Zusammenhang mit Corona binnen eines Tages.