Den Falschen mit Hammer attackiert - Opfer leidet noch an den Folgen Von Susanne Kupke und Philipp von Ditfurth , dpa

Er schlug mit einem Gummihammer auf einen Schlafenden ein. Doch er
hatte sich in der Wohnung geirrt. Anstelle des neuen Liebhabers der
Ex-Freundin traf es einen Unbeteiligten. Das Opfer leidet noch heute.

Offenburg (dpa/lsw) - Als der Rentner den Ablauf der nächtlichen
Attacke mit einem Gummihammer schildern soll, ringt er mit den
Tränen: «Er hat immer wieder zugeschlagen», erinnerte er sich vor dem

Landgericht Offenburg. Der 65-Jährige war im Tiefschlaf, als ihn in
der Nacht auf den 24. Juli vergangenen Jahres der erste Schlag auf
den Kopf weckte. Doch dann hielt der Täter inne und entschuldigte
sich: Er hatte sich in der Wohnung geirrt und wollte an sich den
neuen Liebhaber der Ex-Freundin treffen. Seit Mittwoch muss sich der
63-jährige Angeklagte unter anderem wegen versuchten Mordes vor
Gericht verantworten (Aktenzeichen: 1 Ks 619 Js 12416/21).

«Er war getrieben von Eifersucht», zeigte sich der Staatsanwalt
überzeugt. Er geht von Tötungsabsicht aus. Der Angeklagte, ein
Chemieingenieur, langjähriger Radsporttrainer und verheirateter
mehrfacher Vater aus der Nähe von Heidelberg, habe die Trennung von
seiner Ex-Geliebten nicht akzeptieren können.

Der Angeklagte räumte vor Gericht ein, in der besagten Nacht in die
Wohnung in Neuried (Ortenaukreis) eingedrungen zu sein. Er hebelte
die Balkontür auf, schaute sich in der Wohnung um und schlug auf den
Schlafenden im Dunkeln ein. Auch die neben ihm liegende Partnerin
wurde im anschließenden Gerangel verletzt. Als der Rentner in
Todesangst wissen wollte, was der Angreifer von ihm wolle, und er bei
Licht auch anders aussah als sein Rivale, bemerkte der Angeklagte den
Irrtum, versprach Schmerzensgeld und flüchtete aus der Wohnung. Weil
die Haustür unten verschlossen war, kam er wieder zurück, bollerte
gegen die Wohnungstür, wurde von den verängstigten Bewohnern
eingelassen und verschwand wieder über den Balkon in die Nacht. Der
Täter wurde von der Polizei am Morgen nach der Tat festgenommen.
Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Er habe den neuen Freund seiner Ex-Geliebten nicht töten wollen,
beteuerte der Angeklagte. Er sei zwar enttäuscht und frustriert
gewesen, als er ein Jahr zuvor von der Geliebten verlassen worden
sei, aber nicht eifersüchtig. «Ich war froh, von der Frau los zu
sein.» Er sei von dem neuen Freund bei Radsportveranstaltungen, bei
denen man sich gesehen habe, provoziert und beleidigt worden. Weil er
sich dem Rivalen aber körperlich unterlegen gefühlt habe, habe er
diesen mit dem Gummihammer betäuben und fesseln wollen, um eine
«Ansprache» zu halten. «Es war ein schwachsinniger Plan, völlig
klar», sagte er zum Prozessauftakt.

Mindestens zehn Mal schlug der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft auf
das Opfer ein. Der 65-Jährige erlitt unter anderem eine
Schädelprellung sowie eine Gehirnerschütterung und kam schwer
verletzt ins Krankenhaus. Außer Narben hat der Rentner keine
bleibenden körperlichen Schäden. Psychisch hat er den Angriff aber
noch längst nicht verkraftet. Sechs Wochen war er nach der Tat in
einer psychosomatischen Klinik, nun steht eine Reha an. «Ich leide
noch heute ganz massiv darunter», sagte er vor Gericht. Er hat unter
anderem Einschlafprobleme und schreckt in der Nacht immer wieder auf.
Die Wohnung hatte er mit seiner Partnerin relativ neu bezogen. Sie
wollen drin bleiben. Aber das Schlafzimmer haben sie umgeräumt.