Protestzug vor Wohnhaus des Geraer Oberbürgermeisters

Gera (dpa) - Ein unangemeldeter Protestzug gegen die staatlichen
Corona-Maßnahmen ist am Dienstagabend auch am Wohnhaus des
Oberbürgermeisters von Gera, Julian Vonarb (parteilos),
vorbeigezogen. Das bestätigte eine Stadtsprecherin am Mittwoch. Nach
Polizeiangaben waren rund 1200 Menschen fast durch die gesamte
Innenstadt gezogen. Dabei seien Parolen skandiert und lautstark Unmut
geäußert worden.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) schrieb auf
Twitter, politisch Verantwortliche zu Hause aufzusuchen und damit
ihre Wohnung und Privatsphäre zu kennzeichnen, sei nichts anderes als
Einschüchterung. «Es kann sich keiner rausreden und behaupten man
habe sich ja nur «verlaufen».»

Die Polizei beschäftigt sich unterdessen mit einem in sozialen
Netzwerken geteilten Video, das am Montag in Gera entstanden sein
soll. Darauf ist zu sehen, wie mehrere Polizeibeamte einen Mann am
Boden fixieren. Der Mann liegt nach einigen Minuten regungslos am
Boden. Am Montag waren laut Polizei rund 3500 Gegner der
Corona-Maßnahmen durch Gera gezogen. Das Video zeige die Anwendung
von unmittelbarem Zwang gegen den Mann, sagte ein Polizeisprecher.

Den Angaben zufolge hatte ein 52-Jähriger einen
Bereitschaftspolizisten tätlich angegriffen und dann massiven
Widerstand gegen die polizeilichen Maßnahmen geleistet. So soll er
laut Polizei auch versucht haben, einem Beamten den Einsatzstock zu
entreißen. Durch die Ausübung unmittelbaren Zwanges gegen den Mann
sei der 52-Jährige kurzzeitig bewusstlos gewesen. Daraufhin sei
unverzüglich Erste Hilfe geleistet und der Mann dann ins Krankenhaus
zur ärztlichen Begutachtung gebracht worden.

Eine dritte Person habe daraufhin am Dienstag Anzeige gegen die
Beamten gestellt. Die Ermittlungen dazu liefen, hieß es.