Richter am Supreme Court uneins übers Masketragen im Gerichtssaal

Washington (dpa) - Das Oberste Gericht in den USA ist in vielen
Fragen gespalten - ob bei Abtreibung, Waffenrecht oder Einwanderung.
Spätestens seit diesem Jahr ist wohl auch das Tragen von Masken auf
der Richterbank ein strittiges Thema. In dem aktuellen Fall geht es
um die Verfassungsrichter persönlich: Der von Ex-US-Präsident Donald
Trump ernannte konservative Richter Neil Gorsuch weigerte sich
US-Medienberichten zufolge am Dienstag (Ortszeit) als einziger seiner
anwesenden Amtskollegen, im Gerichtssaal eine Maske aufzusetzen.

Sonia Sotomayor, die liberale Richterin, die bei Verhandlungen
eigentlich neben Gorsuch sitzt, verfolgte den Termin daher von ihrem
Büro aus, berichtete der Sender CNN. Auch am Mittwoch wolle sie dem
Gerichtssaal fernbleiben. Sotomayor habe Diabetes und sei bei einer
Corona-Infektion daher einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt.

Im Zuge der Omikron-Welle habe sie gegenüber dem konservativen
Vorsitzenden Richter am Supreme Court, John Roberts, ihre Bedenken
ausgedrückt, schrieb CNN unter Berufung auf namentlich nicht genannte
Quellen. Roberts habe daraufhin seine Kollegen gebeten, eine Maske
aufzusetzen, berichtet der Sender NPR. Gorsuch sei dem nicht gefolgt,
wie bereits mehrfach seit Jahresbeginn. Wegen der Omikron-Welle
trügen jüngst die übrigen Richter wieder Maske auf der Bank.

Für Richter am Supreme Court gibt es nach CNN-Angaben keine Vorgaben
zum Tragen einer Maske. Für Anwälte sowie Medienvertreter gelte vor
Gericht dagegen eine Maskenpflicht. Die Richter seien alle geimpft
und geboostert und würden regelmäßig getestet.

Das Oberste Gericht stellt mit seinen Entscheidungen zu besonders
strittigen Themen immer wieder wichtige Weichen für die
US-Gesellschaft. In der vergangenen Woche erst hatte das Gericht die
Umsetzung einer von Präsident Joe Bidens Regierung verfügten Impf-
oder Testpflicht für größere Firmen vorerst gestoppt. Während der
Amtszeit von Donald Trump wurde mit den Nachbesetzungen auf der
Richterbank die konservative Mehrheit an dem Gericht auf sechs der
neun Sitze ausgebaut.