Corona-Prämien: Der Staat gibt am meisten

Sie ist für Beschäftigte ein warmer Regen in ungemütlicher
Zeit: Corona-Prämien haben viele Arbeitgeber gezahlt - wenn auch
längst nicht alle. Und auch die Inflation dämpft die Bonusfreude.

Berlin (dpa) - Netto wie brutto: Zehntausende Beschäftigte in
Deutschland erhalten Corona-Prämien. Mal sind es einige hundert Euro,
manchmal vierstellige Summen ohne Abzug von Steuern oder Abgaben, wie
eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Am besten schnitten
in diesem Punkt zuletzt die 1,1 Million Beschäftigten der Länder im
Tarifpoker ab. Sie bekommen bis spätestens März 1300 Euro als
Corona-Prämie. 1000 bis 1100 Euro wurden im Herbst rund 170 000
Beschäftigten der bundeseigenen Deutschen Bahn zugesagt.

Gerade vierstellig ausgefallen sind auch die Prämien für 120 000
Beschäftigte bei Volkswagen und bei den Energiekonzernen Eon und RWE
mit insgesamt rund 55 000 Beschäftigten. Vielfach liegen die Prämien
bei einigen hundert Euro.

«Das sind Maßnahmen, um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
eine klare Botschaft zu geben: Wir sagen nicht nur Danke für ihren
unermüdlichen Einsatz in dieser schwierigen Ausnahmesituation,
sondern wir honorieren ihr Engagement zugleich in finanziell
spürbarer Weise», sagte etwa ein Sprecher der Rewe-Gruppe, zu der der
Discounter Penny gehört. Nach eigenen Angaben zahlte die Gruppe in
Deutschland Corona-Prämien in dreistelliger Millionenhöhe aus.

Wieviele Unternehmen keine Corona-Prämie überweisen, lässt sich weder

auf Arbeitgeber- noch auf Gewerkschaftsseite ermitteln. Sicher ist:
Wer bis Ende März keine Corona-Prämie bekommt, kann sich vorerst
keine Hoffnung mehr auf die steuer- und abgabenfreie Sonderzahlung
machen. Denn der Bund hatte diese nur vorübergehend ermöglicht. In
den zwei Jahren seit März 2020 dürfen insgesamt 1500 Euro ohne Abzüge

ausgezahlt werden.

Große Sprünge lassen sich damit nicht unbedingt machen. Denn die
Prämien mildern vor allem den Kaufkraftverlust, den Beschäftigte im
vergangenen Jahr hinnehmen mussten. Nach Angaben der
gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung stiegen die Tariflöhne 2021
um vergleichsweise schwache 1,7 Prozent. Gleichzeitig legten die
Preise nach ersten Schätzungen mit 3,1 Prozent so stark zu wie lange
nicht - real hatten die Meisten damit weniger in der Tasche.

Die Gewerkschaft Verdi versucht noch, bei der Postbank und der
Deutschen Bank Corona-Prämien durchzusetzen, bevor sich das
Zeitfenster dafür schließt. Hoffnung können sich dann nur noch
Pflegekräfte machen. SPD, Grüne und FDP wollen für sie einen
steuerfreien Corona-Bonus von bis zu 3000 Euro ermöglichen.

2020 hatten Beschäftigte in der Altenpflege einen staatlich
finanzierten Bonus von bis zu 1500 Euro erhalten, viele Mitarbeiter
in der Krankenpflege bis zu 1000 Euro aus Mitteln der
Krankenversicherungen.

Besondere Belastungen in der Pandemie gab es auch für die Mitarbeiter
im Einzelhandel. Die Schwarz-Gruppe mit den Ketten Lidl und Kaufland
hat mehrfach Prämien an über 170 000 Mitarbeiter in Deutschland
ausgezahlt. Insgesamt belief sich diese Summe für die Jahre 2020 und
2021 laut Unternehmen auf 95 Millionen Euro. Auch die Mitarbeiter der
Drogeriemarktkette dm erhielten neben einer Jahresabschlusszahlung
Corona-Sonderzahlungen. Im Jahr 2020 waren es in Summe jeweils 400
Euro in Form eines Warengutscheins und einer Sonderzahlung.

Der Discounter Aldi Süd bedankte sich nach eigenen Angaben drei Mal
mit Corona-Prämien, teils als Warengutschein, teils als Sonderzahlung
- wobei Mitarbeiter in Verkauf und Logistik besser abschnitten als
die Verwaltung. Beim Schwesterunternehmen Aldi Nord erhielten die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im März 2020 eine freiwillige
Sonderleistung in Form eines Warengutscheins in Höhe von 250 Euro.

Die Folgen der Corona-Krise führten bei der Deutschen Post zu
deutlichem Mehrgeschäft - auch wegen zwischenzeitlich geschlossener
Läden bestellten die Menschen deutlich mehr Elektronik oder Kleidung
im Internet und bekamen mehr Pakete aus früher. Die Beschäftigten
erhielten 2020 und 2021 je einen Corona-Sonderbonus von 300 Euro.

RWE hat 2021 Beschäftigten nach Angaben eines Sprechers einmalig 1000
Euro gezahlt. Im Industriekonzern Thyssenkrupp gab es keine
einheitliche Regelung. Grund seien «unterschiedliche betriebliche
Gegebenheiten», sagte ein Sprecher. So seien für Mitarbeitende in den
Metall- und Stahltarifen Einmalzahlungen von 500 Euro geleistet
worden. Ob darüber hinausgehende Corona-Prämien gezahlt wurden oder
werden, entschieden die einzelnen Thyssenkrupp-Unternehmen.

Sonderzahlungen sind in manchem Unternehmen nicht der einzige Weg,
Beschäftigten einen Ausgleich zu gewähren: Der Softwarehersteller SAP
veranstaltete im April 2021 einen «Mental Health Day» - ein
zusätzlicher und bezahlter Urlaubstag für die mehr als 100 000
Beschäftigten weltweit. Zudem gab es ein aktienbasiertes
Beteiligungsprogramm, für das SAP 2021 zusätzlich 50 Millionen Euro
zur Verfügung gestellt hat.

Beim Karlsruher Energieversorger EnBW wurde für Mitarbeiter 2021
neben einer Corona-Prämie eine «Urlaubsspende» eingeführt. Die Idee
:
Mitarbeiter können Resturlaub an Kollegen spenden, die dringend auf
Urlaubstage zur Betreuung ihrer Kinder oder Angehörigen angewiesen
sind. So kamen 2020 laut EnBW über 4500 Urlaubstage zusammen.

Der Europa-Park in Baden-Württemberg bot seit Pandemie-Beginn
insgesamt für einen Millionenbetrag eine freiwillige Aufstockung des
Kurzarbeitergeldes und eine über Monate verteilte Saisonprämie. Bei
der Volkswagentochter Porsche in Stuttgart sind Corona-Prämien
bislang kein Thema gewesen. Der Sportwagenbauer ist aber bekannt für
seinen üppigen Bonus, den er Beschäftigten zahlt: Im Geschäftsjahr
2020 waren es 7850 Euro. Bei den Autobauern gibt es traditionell
saftige Prämien. Die etwa 100 000 Tarifbeschäftigten von Daimler
erhalten für 2021 eine Ergebnisbeteiligung von bis zu 6000 Euro.