Mehr Verfahren zu gefälschten Impfpässen in Niedersachsen und Bremen

Immer häufiger ermittelt die Polizei in Niedersachsen und Bremen
wegen gefälschter Impfnachweise. Die Sicherheitsbehörden melden einen
stetigen Anstieg der Fallzahlen. Besonders an einem Ort werden
Fälschungen oft erkannt.

Hannover/Bremen (dpa/lni) - Die Sicherheitsbehörden in Niedersachsen
und Bremen registrieren immer mehr Verfahren wegen gefälschten
Impfpässen. «Die Anzahl der von den niedersächsischen
Sicherheitsbehörden festgestellten Fälle von falschen Impfpässen ist

kontinuierlich und bis in den Dezember 2021 gestiegen», teilte Katrin
Gladitz, Sprecherin des Landeskriminalamtes (LKA) in Hannover mit.
Demnach geht das LKA Niedersachsen für das gesamte Jahr 2021 nach
vorläufigen Zahlen von Fällen im unteren vierstelligen Bereich aus.
In Bremen registrierte die Polizei bislang 190 Strafanzeigen wegen
Impfpass-Fälschungen. «Die Strafanzeigen werden stetig mehr, vor zwei
Monaten ermittelten wir noch in elf Fällen», sagte ein Sprecher.

In den Verfahren in Niedersachsen geht es laut LKA um Blankoimpfpässe
und Totalfälschungen. Die genaue Zahl von gefälschten Impfpässen im
Bundesland ist nicht bekannt. Das LKA weist in ihrer vorläufigen
Erfassung sogenannte Anhaltefälle auf. Ein solcher Anhaltefall kann
laut dem LKA eine Vielzahl von gefälschten Impfausweisen beinhalten.

Die Mehrheit der Fälle in Niedersachsen wird laut den Ermittlern beim
Vorlegen in Apotheken festgestellt, wenn mit dem Pass ein digitaler
Impfnachweis ausgestellt werden soll. In letzter Zeit würden Fälle
aber auch vermehrt bekannt, indem falsche Impfpässe oder
Impfzertifikate etwa in der Gastronomie, in Schwimmbädern oder
Bordellen gezeigt werden, teilte die LKA-Sprecherin mit.

Die Beamtinnen und Beamten betonen, dass schon die Vorbereitung für
die Herstellung eines falschen Impfausweises unter Strafe gestellt
sei. Dabei mache sich nicht nur der Verkäufer, sondern auch der
Käufer eines solchen Dokumentes strafbar. Die Polizei warnt auch,
Fotos von Impfausweisen, etwa mit erkennbaren Chargennummern, in
sozialen Medien im Internet zu veröffentlichen. Anhand solcher Bilder
könnten Betrüger gefälschte Impfausweise anfertigen, hieß es.

Nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums drohen in
besonders schweren Fällen der Urkundenfälschung Strafen von bis zu
fünf Jahren Haft. Wer eine Impfung nicht, nicht richtig, nicht
vollständig oder nicht rechtzeitig dokumentiere, könne bis zu 2500
Euro Bußgeld zahlen. Auch die Vorlage eines gefälschten Impfausweises
ist strafbar.

Erst kürzlich flog in Bremen eine mutmaßliche Fälscherin auf. Die
29-Jährige arbeitete in einer Gemeinschaftspraxis und hatte Zugriff
auf Impfdosen, Aufkleber mit den Chargenbezeichnungen und
Blanko-Impfpässen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung beschlagnahmten die
Beamten 14 Blanko-Impfbücher, 74 Chargen-Aufkleber, drei bereits
gefälschte Impfbücher und drei Stempel, die im Herbst 2021 in der
Praxis gestohlen wurden. Die Ermittlungen wegen Diebstahls und
gewerbsmäßiger Urkundenfälschung dauern an.

Eine dpa-Umfrage bei niedersächsischen Staatsanwaltschaften Anfang
Januar ergab, dass bei den Behörden hunderte Verfahren wegen des
Verdachts auf Impfpass-Fälschungen laufen. In Osnabrück gibt es
demnach etwa 130 Verfahren. Auch in der Landeshauptstadt Hannover
bewegt sich die Zahl der Verfahren im unteren dreistelligen Bereich.
In Oldenburg werden etwa 30 Verfahren deswegen geführt.