PCR-Tests werden knapp - Zweitimpfung bei Johnson&Johnson nötig Von Basil Wegener, dpa

Omikron rast durchs Land - und jetzt drohen die sicheren PCR-Tests
knapp zu werden. Gleichzeitig gibt es Neues beim Impfnachweis.
Betroffen sind vor allem Menschen, die nur eine
Johnson&Johnson-Impfung bekommen haben.

Berlin (dpa) - Wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Welle
drohen die besonders sicheren PCR-Tests in Deutschland knapp zu
werden. «Wir werden nicht genug PCR-Tests haben», sagte
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag im
Deutschlandfunk. Allerdings funktioniere für die Freitestung etwa für
die Rückkehr in die Schule oder an den Arbeitsplatz auch ein
Antigentest sehr gut. Gleichzeitig warnte Lauterbach davor, dass eine
besonders ansteckende und besonders tödliche Corona-Variante kommen
könnte.

«Eine solche Variante kann niemand von uns jetzt ausschließen», sagte

Lauterbach. «Wenn eine solche Variante käme, dann müsste die
Impfquote sehr hoch sein.» Werte von 80 Prozent seien in so einem
Fall deutlich zu niedrig. Die Bundesregierung wollte bis Ende Januar
auf 80 Prozent Erstgeimpfte kommen. Derzeit sind es nur mindestens
75,1 Prozent. Lauterbach bekräftigte, ohne allgemeine Impfpflicht sei
seiner Ansicht nach keine Impfquote zu erreichen, die nötig sei, um
sagen zu können: «Wir leben wieder mehr oder weniger wie früher.»

PCR-Test auf Rekordniveau:

In den Laboren wurden unterdessen so viele PCR-Tests gemacht wie noch
nie. In der vergangenen Woche bis zum Sonntag seien in den
fachärztlichen Laboren in Deutschland etwa 1,95 Millionen PCR-Tests
durchgeführt worden - mehr als je zuvor in der Pandemie, teilte der
Laborverband ALM mit. Etwa jeder vierte Test sei positiv ausgefallen.
Die Auslastung der Labore lag bei 86 Prozent.

Der ALM-Vorsitzende Michael Müller plädierte für Priorisierungen fü
r
PCR-Tests bei begrenzter Kapazität, um eine Labor-Überlastung zu
vermeiden, und forderte erneut die konsequente Umsetzung der
Nationalen Teststrategie. Demnach sollen etwa Menschen mit
Covid-19-Symptomen und Kontaktpersonen von nachgewiesen Infizierten
Vorrang haben. Doch auch der Schutz von Menschen mit besonders hohen
Corona-Risiken beispielsweise im Gesundheitswesen stehe im
Vordergrund.

Antigentests zum Freitesten:

Lauterbach begründete, warum ein Antigentest aus seiner Sicht zum
Freitesten reicht: Er funktioniere aus biologischen Gründen nicht
ganz so gut am Anfang einer Infektion, sagte er. «Er funktioniert
aber sehr gut, wenn man zurück will.» Deutschland sei mit den
Antigentests für diesen Zweck sehr gut ausgestattet.

An welcher Stelle künftig noch welcher Corona-Test nötig ist, soll
auch bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am kommenden
Montag beraten werden, wie Berlins Regierende Bürgermeisterin
Franziska Giffey (SPD) mitteilte. Angesicht der Omikron-Welle dringt
Giffey zudem auf neue Regeln für die Kontaktnachverfolgung. Geklärt
werden müsse, wo diese noch sinnvoll sei, damit Gesundheitsämter
«fokussierter arbeiten» und entlastet werden könnten. Sinnvoll seien

bundesweit einheitliche Regelungen.

Umschalten zwischen den Nachweisen auf der Warn-App:

Neues zu Impf- oder Genesenen-Zertifikaten und digitalen
Testnachweisen gibt es bei der Corona-Warn-App des Bundes. Diese ist
in einer neuen Version in der Lage, gültige Impf- oder
Genesenen-Zertifikate sowie einen digitalen Testnachweis in einen
Gesamtstatus zusammenzufassen. Das teilten die Betreiber der App, die
SAP und Deutsche Telekom, in einem Blogeintrag mit.

In der App werden dann vier verschiedene Kombi-Anzeigen dargestellt:
«2G», «2G+», «3G» und «3G+». Nutzer können über einen S
chalter
zwischen dem QR-Code des Impf- oder Genesenen-Nachweises und dem Code
des Testzertifikats wechseln, um schnell und unkompliziert einen
2G-plus-Nachweis zu erbringen. «2G+» in der App besagt, dass die
Menschen vollständig geimpft oder genesen sind und zusätzlich einen
aktuellen negativen Test vorweisen können.

Neues auch für Johnson&Johnson-Geimpfte:

Die digitalen Impfnachweise sollen in Deutschland bis Anfang
kommenden Monats an jüngste EU-Vorgaben sowie an Erkenntnisse zur
Wirksamkeit des Impfstoffs von Johnson&Johnson angepasst werden.
Umgesetzt werden soll damit die Vorgabe der Europäischen Union, nach
der Impfzertifikate in der EU künftig nur noch neun Monate nach der
Grundimmunisierung gültig sind, wie ein Sprecher des
Bundesgesundheitsministeriums sagte.

Im Zuge dessen soll in Deutschland demnach auch eine Änderung beim
Vakzin von Johnson&Johnson umgesetzt werden. Als geimpft mit
vollständigem Grundschutz gilt man in Deutschland nun erst dann, wenn
auf die Johnson&Johnson-Erstimpfung eine zweite Impfung erfolgt. Dies
solle möglichst mit einem mRNA-Vakzin wie dem von Biontech/Pfizer
oder Moderna erfolgen, wie er bekräftigte. Der vollständige
Grundschutz ist etwa für die Einhaltung von 2G-Zugangsregeln nötig.
Diese Änderung gelte seit dem Wochenende und solle nun technisch
umgesetzt werden, sagte der Sprecher. Mit diesem Schritt soll einer
Empfehlung der Ständigen Impfkommission nachgekommen werden.

Krankschreibung am Telefon:

Unterdessen soll die Möglichkeit zur Krankschreibung am Telefon bei
leichten Atemwegsinfektionen im Fall einer andauernder Pandemie-Lage
weiter verlängert werden. Das teilte der Vorsitzende des Gemeinsamen
Bundesausschusses, Josef Hecken, in Berlin mit. Der Ausschuss ist das
für die Regelung von Leistungen zuständige Spitzengremium im
Gesundheitswesen. Derzeit können - momentan noch befristet bis 31.
März - Patientinnen und Patienten mit leichten Atemwegserkrankungen
telefonisch bis zu sieben Kalendertage krankgeschrieben werden. Die
Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder hatten am
Montagabend in einer Schalte das Bundesgesundheitsministerium um eine
Verlängerung gebeten.

Hecken warnte vor Leichtfertigkeit in der aktuellen Pandemiephase:
«Die unglaublich hohe Anzahl von Neuinfektionen durch die
Omikron-Virusvariante ist herausfordernd für unser
Gesundheitssystem.» Das Robert Koch-Institut meldete 553,2
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche - einen neuen
Höchstwert. Binnen eines Tages gab es 74 405 registrierte
Corona-Neuinfektionen - und 193 Todesfälle nach einer
Covid-19-Erkrankung.