Bayern hofft auf baldige Corona-Lockerungen

Der Freistaat wartet noch ab, die Regierung ist aber optimistisch:
Schon nächste Woche könnte es zu spürbaren Lockerungen der
Corona-Maßnahmen kommen - wenn sich nämlich herausstellen sollte,
dass Omikron deutlich weniger schädlich ist als Delta.

München (dpa/lby) - Die Bayerische Staatsregierung hat den Bürgern
für nächste Woche mögliche Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen in

Aussicht gestellt. «Wir sind optimistisch», sagte Staatskanzleichef
Florian Herrmann (CSU) nach einer Videoschalte des Kabinetts am
Montag. Vieles deute darauf hin, dass die nun auch in Bayern mit 75
Prozent vorherrschende Omikron-Variante zu weniger Belastung in den
Krankenhäusern führe als die Delta-Variante, sagte Herrmann.

Die Entwicklung müsse aber noch beobachtet werden, die zur Verfügung
stehenden Daten seien noch nicht klar genug. Deswegen habe die
Staatsregierung zunächst auf Änderungen beim Infektionsschutz
verzichtet. Ungeachtet der zum Teil drastisch steigenden Fallzahlen
bleibe die regionale Hotspot-Regelung, die bis vergangene Woche zu
regional begrenzten Lockdowns bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr
als 1000 führen konnte, ausgesetzt. Ein Ansteigen einer Inzidenz über
die Schwelle von 1000 hat demnach also derzeit keinerlei zusätzliche
Konsequenzen.

Für die nächste Woche gebe es in einigen Bereichen eine «klare
Perspektive», wenn sich die Lage nicht verschlechtere, sagte
Herrmann. Als Beispiele für denkbare Lockerungen nannte Herrmann
erleichterte Zugangsregelungen in der Jugendarbeit und
Kapazitätserweiterungen bei den Zuschauerzahlen in Kultur und Sport.
Etwa sei eine Anhebung der Maximalauslastung von derzeit 25 Prozent
auf 50 Prozent denkbar.

Herausfordernd bleibt die Situation in Schulen und Kindergärten: Die
Inzidenzen bei bayerischen Kindern und Jugendlichen sind in der Woche
seit Ende der Weihnachtsferien in die Höhe geschossen. In der
Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen ist der Wert binnen sieben
Tagen um mehr als 164 Prozent gestiegen, wie aus Daten des Landesamts
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit vom Montag hervorgeht. Vor
einer Woche hatte das LGL für die Gruppe noch 372 Fälle pro Woche und
100 000 Einwohnern gemeldet, jetzt sind es 985.

Noch höher fiel die Inzidenz bei den 16- bis 19-Jährigen aus. 1305
ist der höchste Wert, den das LGL je für eine Altersgruppe ermittelt
hat. Der relative Anstieg fiel mit 79 Prozent allerdings etwas
geringer aus.

Die dritthöchste Inzidenz wird mit 982 für die 12- bis 15-Jährigen
ausgewiesen. Auch hier gab es mehr als eine Verdoppelung binnen
sieben Tagen. Dahinter folgen die 20- bis 34-Jährigen mit 882 - hier
fällt der Anstieg wie auch bei anderen älteren Gruppen allerdings
deutlich geringer aus.

Stark angezogen hat auch die Inzidenz bei Kindern bis fünf Jahren.
Hier gab es mehr als eine Verdoppelung von 177, die vergangenen
Montag gemeldet wurden, auf 376. Zum starken Anstieg dürfte dabei
auch die Testpflicht für Kindergartenkinder beigetragen haben. Wie in
den Schulen sorgen die verpflichtenden Tests dafür, dass Infektionen
häufiger entdeckt werden.

An einigen Schulen gehen die Lehrer inzwischen dazu über, die
Schulaufgaben in einer engeren Taktung zu stellen, um eine bei der
Notenvergabe für den Fall von Unterrichtsausfällen nicht in Zeitnöte

zu geraten. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) rief dazu
auf, Augenmaß walten zu lassen. «Auf der einen Seite will man
natürlich Leistungserhebungen, auf der anderen Seite wollen wir in
diesen Zeiten die Schülerinnen und Schüler nicht überfordern», sagt
e
er.

Eine Woche nach Wiederbeginn des Schulunterrichtes in Bayern sprach
der Kultusminister aber von einer insgesamt positiven Bilanz. Der
Schulstart sei Piazolo zufolge «relativ reibungslos gelaufen». Den
Daten zufolge waren nur 3,2 Prozent der Pooltests am ersten Tag nach
den Ferien positiv. Das sei weniger als nach den Allerheiligen-Ferien
(4,4 Prozent), betonte Piazolo.

Zudem habe man auch bei den Quarantäne-Regeln nachgesteuert: Schüler
können sich nun bereits nach dem fünften Tag freitesten. Trotz
weiterer Quarantäne-Fälle schicke man inzwischen tendenziell keine
ganzen Klassen mehr in die Quarantäne. «Andere Maßnahmen werden nur
ergriffen, wenn mehrere Fälle in einer Klasse auch auftauchen», sagte
Piazolo. Derzeit herrsche ein Betrieb von deutlich über 97 Prozent
aller Klassen.