PCR-Tests in den Kitas: Der schwierige Weg zu mehr Sicherheit Von Elke Richter, dpa

Dass PCR-Tests sicherer sind als ein Selbsttest, ist inzwischen eine
Binsenweisheit. Trotzdem sind Selbsttests in den bayerischen
Kindergärten der Standard. Immer mehr Eltern und Einrichtungen wollen
das ändern - doch das ist nicht einfach.

Augsburg/München (dpa/lby) - Jacke an den Haken, Schuhe unter die
Bank, Formular oder Testkassette vorzeigen: Zum morgendlichen
Bringritual in Bayerns Kindertagesstätten gehört seit vergangener
Woche ein neues Element - die «Testnachweispflicht». Dreimal in der
Woche müssen die Eltern entweder ein unterschriebenes Formular oder
die benutze Kassette eines Selbsttests vorlegen, um «glaubhaft zu
versichern», dass sie ihr Kind negativ auf das Corona-Virus getestet
haben. Jenseits der Frage nach der Aussagekraft einer solchen
Beteuerung wünschen sich in Zeiten der Omikron-Variante immer mehr
Eltern einen PCR-Pooltest für ihre Kleinen, um die Gefahr einer
Ansteckung zu reduzieren. Doch häufig bleibt es bei dem Wunsch.

«Niemand hat eine Ahnung, wo genau man die Pooltests beantragen kann,
wer dafür verantwortlich ist, wie das funktioniert», klagt etwa
Vanessa Wolf, die als Elternbeirätin die als sehr sicher geltenden
Lollitests in der Kita ihrer Töchter im unterfränkischen Klingenberg
initiieren wollte. Von Pontius zu Pilatus sei sie gelaufen, aber noch
nicht einmal die örtlichen Landtagsabgeordneten hätten ihr
weiterhelfen können, so komplex seien die zu erfüllenden
Voraussetzungen des Förderantrags.

«Das ist das eine, und das andere ist, dass Sie dann auch einen
Dienstleister finden müssen, der das Ganze auswertet», ergänzt
Martin Müller von der Stadt Klingenberg, zuständig für die dortigen

Kindergärten. Obwohl die meisten Eltern lieber die PCR-Tests hätten
und die Kommune diesen Wunsch unterstützt, bleibt es deshalb bei den
weit ungenaueren Selbsttests.

Das Internationale Montessori Zentrum in München hingegen hatte
Glück, es rutschte durch persönliche Beziehungen in ein Pilotprojekt
hinein. Denn bislang gilt die Regel, dass der einzelne Träger gar
nicht darüber entscheiden kann, ob er PCR-Tests organisiert. Das
entscheiden zentral die jeweiligen Landratsämter und kreisfreien
Städte - und erst nach einem Placet können sich die einzelnen
Krippen, Kindergärten oder Tageseltern daran beteiligen. Das soll
sich zwar ändern, betont das Familienministerium, doch ist die
entsprechende Richtlinie noch in Arbeit.

Mit der Folge, dass die Pooltests des Montessori Zentrums nicht
finanziert sind. «Wenn wir uns das schon selbstständig organisieren -
wir organisieren uns die Stäbchen, den Kurier zum Labor, das Labor -
dann soll die Staatsregierung wenigstens die Kosten bezahlen», findet
Vorständin Ulrike von Niessen. 55 Euro setzt das Familienministerium
nach eigenen Angaben an, Niessens Partnerlabor in München kostet aber
75 Euro pro Pooltest mit maximal 30 Personen.

Mal eben zu einem günstigeren zu wechseln, klappt aufgrund des
knappen Angebots nicht. «Es wurde einfach versäumt, in den
Sommermonaten Laborkapazitäten aufzubauen», kritisiert Augsburgs
Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne). Und selbst wenn ein Labor noch
Luft für die Analysen habe, scheitere es oft am hohen Aufwand, das
Ergebnis auch rasch und datenschutzkonform den Eltern zur Verfügung
zu stellen.

Die Stadt Augsburg nimmt bayernweit eine Vorreiterrolle ein: Dort
machen aktuell weit mehr als 5000 Kinder und Erzieherinnen regelmäßig
einen PCR-Lollitest. Knapp die Hälfte der Kitas ist schon dabei, und
rund 80 Prozent der Eltern der dort betreuten Ein- bis Sechsjährigen
haben dem Testverfahren zugestimmt. Die übrigen testen weiter selbst.

Die Erfahrungen sind rundum positiv, betont Wild, die das zuständige
Referat leitet. «Natürlich wird über Neuerungen erstmal geschimpft,
aber alle sagen nach ein paar Tagen, wie dankbar sie sind, das jetzt
zu haben - auch hinsichtlich der Omikron-Variante, bei der wir
wissen, dass die Schnelltests nicht viel weiterhelfen.»

Und noch eines hat sich in Augsburg gezeigt: «Wenn die Eltern die
Testung übernehmen, machen die Kinder eher mal nicht mit. Aber wenn
es in der Kita ist, es wird pädagogisch begleitet, alle machen das
gemeinsam, dann klappt es», erzählt Wild.

Damit sei auch ausgeschlossen, dass es der eine oder die andere mit
den Selbsttests nicht allzu genau nehme. Und: «Die Pooltests sind im
Vergleich zu den Selbsttests viel billiger», rechnet Wild vor. Aus
Elternsicht mindestens genauso entscheidend: Sie müssen nicht alle
drei Wochen zur Apotheke rennen, um die vom Freistaat ausgegebenen
Berechtigungsscheine für die Selbsttests einzulösen.