Virologe Stöhr: Erst Durchseuchung, dann sehr entspannter Sommer

Berlin (dpa) - Angesichts der aktuellen Corona-Welle mit der hoch
ansteckenden Omikron-Variante erwartet der Virologe Klaus Stöhr erst
eine Durchseuchung in den kommenden Wochen, dann eine natürliche
Immunisierung der Bevölkerung - und schließlich ein Auslaufen der
Pandemie. «In den nächsten zwei bis drei Wochen wird es eine
Unsicherheit geben, wie hoch die Inzidenz steigen wird. Danach werden
sich durch die sehr starke Durchseuchung, die dann leider einsetzen
wird, die man nicht abwenden kann, sehr viele Menschen die natürliche
Immunität holen», sagte er am Sonntagabend im TV-Sender Bild.

Diese Immunität werde «oben draufgepflanzt» auf die Immunisierung
durch Impfungen, fuhr Stöhr fort. Beides zusammen werde zu einem
anhaltenden Immunschutz führen, so dass man auch nicht das vierte,
fünfte, sechste, oder siebte Mal boostern müsse. Im Herbst müsse man

dann sehen, ob man den über 60-Jährigen noch einmal ein Impfangebot
mache.

Angesichts der Millionen Ungeimpften oder zumindest nicht vollständig
Geimpften ist Vorsicht nach den Worten Stöhrs zwar weiter ganz
wichtig. Dennoch gibt er sich überzeugt: «Im Frühjahr, Sommer dann
wird es sehr entspannt.»

Auch der Virologe Christian Drosten sieht im häufig milderen Verlauf
nach Ansteckung mit der Omikron-Variante eine «Chance», in den
endemischen Zustand zu kommen - «breite Immunität vorausgesetzt», wie

er dem «Tagesspiegel am Sonntag» sagte. Alle Menschen müssten sich
früher oder später mit Sars-Cov-2 infizieren, meint er. «Ja, wir
müssen in dieses Fahrwasser rein, es gibt keine Alternative», sagte
Drosten. «Wir können nicht auf Dauer alle paar Monate über eine
Booster-Impfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten.» Das
müsse das Virus machen.