Hohe Corona-Zahlen sorgen die Wirtschaft - Proteste gegen Maßnahmen

Die Virusvariante Omikron hat zu einem Anstieg der Infektionszahlen
geführt. Das hat immense Folgen für die Wirtschaft. In Flensburg
demonstrieren erneut Menschen gegen Corona-Einschränkungen. Von
gelockerten Quarantäneregeln profitiert ein Prominenter.

Rendsburg/Kiel (dpa/lno) - Die zuletzt rasant gestiegenen
Corona-Infektionszahlen bereiten der norddeutschen Wirtschaft immer
größere Probleme. «In einigen Fällen dauert es nur noch wenige Tage
,
bis die Produktion erheblich beeinträchtigt ist oder vollständig
ausfällt», sagte ein Sprecher der Vereinigung der
Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UV Nord).
Viele Unternehmen planten Schichten um, da Mitarbeiter infiziert oder
in Quarantäne seien.

Die Betriebe benötigen zur Bewältigung der Krise den Angaben nach
eine Anpassung der Arbeitszeitregelungen. «Nur so haben wir im Fall
der Fälle die Flexibilität, die wir benötigen», sagte der Sprecher.

Rund 82 Prozent der vom Münchner Ifo-Institut im Dezember befragten
Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von
Vorprodukten und Rohstoffen - so viele wie noch nie. Zugleich sah
sich laut Ifo im Dezember jedes siebte Unternehmen in Deutschland
wegen der Corona-Pandemie in seiner Existenz bedroht.

Die Zahl der Corona-Fälle je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen
stieg in Schleswig-Holstein am Samstag leicht auf 659,6 (Freitag
658,4). Wie aus Zahlen der Landesmeldestelle hervorging, wurden 1551
Corona-Neuinfektionen gemeldet - am Freitag waren es 3409 und vor
einer Woche 1200. Die Angaben am Wochenende sind meist niedriger als
unter der Woche, da weniger getestet wird.

Die für Corona-Maßnahmen wichtige Hospitalisierungsinzidenz, die
angibt, wie viele Corona-Kranke je 100 000 Menschen innerhalb einer
Woche in Kliniken kamen, betrug unverändert 4,26. In den
Krankenhäusern lagen 263 an Covid-19 erkrankte Patienten. Auch die
Zahl der Patienten auf Intensivstationen blieb im Vergleich zum
Freitag mit 58 gleich, 44 von ihnen wurden beatmet (+0). Die
Gesamtzahl der Corona-Toten seit Pandemie-Beginn betrug 1915.

Unterdessen protestierten am Samstag in Flensburg Hunderte Gegner der
Corona-Maßnahmen. Vereinzelt sei es zu kleineren Rangeleien mit
Gegendemonstranten gekommen, sagte ein Polizeisprecher. An einem
angemeldeten Protestzug beteiligten sich laut Polizei bis zu 450
Menschen. Einmal wurden diese durch eine Sitzblockade kurzzeitig
aufgehalten. In mehreren Gruppen haben laut Polizei zudem insgesamt
rund 400 weitere Gegner der Corona-Einschränkungen in Flensburg
protestiert. Die Polizei war den Angaben zufolge mit rund 200
Beamtinnen und Beamten im Einsatz.

Seit Samstag gelten im Norden vereinfachte Quarantäneregeln für
Corona-Infizierte und Kontaktpersonen. Die neuen Regeln sehen vor,
dass sich dreifach geimpfte Kontaktpersonen von Corona-Infizierten
nicht mehr in Quarantäne begeben müssen. Das gilt auch für frisch
doppelt Geimpfte oder frisch Genesene. Infizierte oder
Kontaktpersonen, die die Vorgaben für eine Quarantäne-Befreiung nicht
erfüllen, können sich nach sieben Tagen durch einen PCR-Test oder
einen zertifizierten Antigen-Schnelltest freitesten.

Nach mehr als einer Woche Quarantäne verließ Ministerpräsident Daniel

Günther (CDU) am Samstag das Hotel. «Meine erste Aktion war ein
Acht-Kilometer-Lauf durch die Natur», sagte Günther der Deutschen
Presse-Agentur. Anschließend stand die Sitzung eines Parteigremiums
auf dem Programm. «Und heute Nachmittag geht's nach Hause zu meinen
drei Frauen.» Der 48-Jährige hat eine Frau und zwei Töchter. «Monta
g
geht's ins Büro. Bis dahin keine Termine, keine Telefonate, nur
Familie.» Günther hatte sich aufgrund der damals noch geltenden
Quarantäneregeln am 6. Januar wegen eines positiven Corona-Tests in
seinem Arbeitsumfeld in Isolation begeben.