Wegen Corona: Firmen verkaufen mehr Fitness-Geräte für Zuhause Von Luise Evers, dpa

Ob Laufband oder Rudermaschine - Menschen investieren in
Corona-Zeiten mehr Geld in Fitnessgeräte, um fit zu bleiben. Die
Nischenbranche der Heimtrainer-Hersteller erlebt einen Aufschwung -
aber wie lange noch?

Velbert (dpa) - Der Verkauf von Heimtrainern hat in Corona-Zeiten
einen Boom erlebt. Doch das Geschäft für Sport in den eigenen vier
Wänden wird sich aus Sicht von Branchenvertretern bald abschwächen.
Man rechne für dieses Jahr mit einem Umsatzniveau wie 2019 und damit
wie vor der Pandemie, sagte der Geschäftsführer des Geräteherstellers

Christopeit aus Velbert (NRW), Marco Schenkelberg. Das wäre ein
kräftiges Minus, denn der Jahresumsatz 2021 lag nach Auskunft
des Firmenchefs 40 Prozent über dem von 2019. Absolute Zahlen nannte
er nicht. Auch der Deutsche Industrieverband für Fitness und
Gesundheit (DIFG) geht für 2022 von einem schwächeren Geschäft aus.


Die Nischenbranche der Heimgerätehersteller ist bisher blendend durch
die Pandemie gekommen. Nach einer Schätzung des DIFG
gaben Privatleute für Sportgeräte 2019 im deutschen Fachhandel 250

Millionen Euro aus, 2020 waren es 300 Millionen Euro und 2021 sogar
350 Millionen Euro. Von dem Boom profitierten neben Christopeit auch
andere Firmen. Die Firma Hammer Sport aus Neu-Ulm zum Beispiel hat
ihren Gewinn in dem Ende März 2021 ausgelaufenen Geschäftsjahr auf
8,7 Millionen Euro mehr als verfünffacht.

Der Grund für den Boom ist naheliegend: In Corona-Zeiten waren
Fitness-Studios zwischenzeitlich geschlossen, derzeit ist der Zugang
nur unter recht strengen Corona-Vorgaben möglich. Viele Menschen
wollten dennoch trainieren und kauften sich ein Laufband, eine
Rudermaschine, einen Stepper oder ein Spinning-Rad für daheim. Die
Nachfrage war viel größer als das Angebot. So berichtet
Christopeit-Chef Schenkelberg, dass er das Doppelte hätte verkaufen
können - dafür allerdings reichten seine Lagerbestände nicht aus.
Lieferkettenprobleme machten auch dieser Branche zu schaffen.

Und wie geht es weiter? «2022 wird die Nachfrage sicherlich sinken,
da viele sich gerade neue Geräte angeschafft haben», vermutet
DIFG-Vorstandsmitglied Ulrich Kürschner. «Nun wollen die Menschen
wieder reisen, in Restaurants gehen und Textilien kaufen. Deshalb ist
das Investitionsvolumen selektiver, weil es sich wieder verteilt»,
begründet auch Schenkelberg die gedämpften Erwartungen.

Die Digitalisierung hält auch in diesem Marktsegment Einzug. So
stünden virtuell vernetzte Geräte hoch im Kurs, meint eine Sprecherin
der Elektronik-Fachmarktkette MediaMarktSaturn. Ein Beispiel hierfür
ist die Berliner Hightech-Firma Vaha. Die verkauft ein
großes Spiegel-Display, in dem ein digitaler Personal Trainer zu
sehen ist. Das Geschäft von Vaha zog im vergangenen Jahr
nach Auskunft von Firmenchefin Valerie Bures stark an, und auch 2022
soll der Aufwärtstrend anhalten. Genaue Zahlen nennt sie nicht.

Ersetzt das Workout daheim den Besuch im Gym? Natürlich nicht, heißt
es aus den Reihen der Fitnessstudio-Betreiber. Die Gründerin des
Boutique Fitnessstudios Becycle, Gundula Cöllen-Sorger, berichtet
zwar von einem «Run» auf Fitness-Geräte für Zuhause im ersten
Lockdown 2020. Inzwischen höre sie aber häufig von Kunden, dass diese

Geräte kaum genutzt würden und mittlerweile zum Garderobenständer
umfunktioniert würden. Es ziehe die Menschen wieder in die Studios.
«Sie vermissen ihre Community und wollen nicht mehr allein Zuhause
trainieren», sagt Cöllen-Sorger. Das Januar-Geschäft sei bisher
deutlich besser gelaufen als erwartet.