Labore haben viel Arbeit - Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht

In einigen Bundesländern sind die Labore bei der Auswertung der
PCR-Tests überlastet. In Brandenburg ist die Lage dagegen noch
relativ übersichtlich - im Moment zumindest.

Potsdam/Cottbus (dpa/bb) - Große Labore in Brandenburg können die
Vielzahl an zu untersuchenden PCR-Tests im Gegensatz zu Einrichtungen
in anderen Bundesländern noch bewältigen, sehen das aber als
Momentaufnahme.

«Momentan können wir die Ansprüche unserer Praxen, die Corona-Proben

zu uns schicken, gut erfüllen», sagte die Leiterin des Labors Potsdam
des Instituts für medizinische Diagnostik (IMD), Anja Kleiber-Imbeck,
der Deutschen Presse-Agentur. Wenn aber die Anzahl der Corona-Proben
deutlich steige, werde es schwierig. Das Labor verfügt über eine
Kapazität von maximal 1100 Corona-PCR-Tests pro Tag. Unter anderem
mit einen Vorrat an Reagenzien und Abstrichtupfern sollen die
PCR-Testungen sichergestellt werden.

Nach Angaben des Branchenverbandes nähern sich die Medizinlabore in
Deutschland in der Corona-Krise zunehmend den Grenzen ihrer
Auslastung. «Die hohen Infektionszahlen gehen mit vielen Tests
einher. Weil derzeit kaum priorisiert wird bei PCR-Tests, stoßen die
Labore in Deutschland zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen», hatte der
Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin, Michael
Müller, der «Rheinischen Post» gesagt.

Das Gemeinschaftslabor Cottbus MVZ mit sechs Standorten im Süden bis
zum Einzugsgebiet Teltow-Fläming hat technisch aufgerüstet und kann
nach Worten von Leiter Karsten Mydlak nun bis zu 12 000 PCR-Tests in
der Woche bearbeiten. Vorher waren es etwa 7500 Proben, die
ausgewertet wurden. Von einer Überlastung kann Mydlak derzeit noch
nicht berichten. «Wir liegen zwischen 65 und 70 Prozent der
Auslastung.»

Er sieht eine Verbindung zur vergleichsweise niedrigen Zahl an
Omikron-Fällen mit 56 Prozent in Brandenburg. Andere Bundesländer
seien stärker betroffen. «Aber machen wir uns nichts vor, es ist eine
Momentaufnahme. Warum sollte es in einem schlechter geimpften Süden
so bleiben?», schätzte der Facharzt für Labormedizin ein. Er stelle
sich auf steigende Zahlen ein.

PCR-Pooltests wie etwa an Schulen in Bayern hält Mydlak in diesem
Zusammenhang kaum für machbar. Auch Forderungen nach PCR-Tests für
jeden Schüler seien unrealistisch. Damit seien die Labore dann
überlastet.

In Erwartung der hohen Infektionslast in den kommenden Wochen und
mangelnder PCR-Testkapazitäten wies Mydlak auf Alternativen hin, die
klar geregelt sind. Menschen, die nicht in der kritischen
Infrastruktur arbeiteten, könnten sich bei leichten Verläufen mit
einem anerkannten Schnelltest beziehungsweise Antigentest von einem
positiven Corona-Befund freitesten. «Der Vorteil: Das Ergebnis liegt
im Prinzip sofort vor, es gibt keine Wartezeiten auf das Ergebnis,
und die PCR-Kapazitäten werden geschont.»