«Bad Bank des Gesundheitswesens»: Unikliniken für neue Finanzierung

In der Pandemie spielen sie eine große Rolle. Aber vieles, was die
Maximalversorger leisten, lohnt sich betriebswirtschaftlich nicht.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Universitätskliniken in Deutschland
hoffen auf eine finanzielle Besserstellung. Im Koalitionsvertrag der
Ampelregierung gebe es immerhin «erste Ansätze», diese langjährige

Forderung zu erfüllen, sagte der Ärztliche Direktor des Frankfurter
Universitätsklinikums, Prof. Jürgen Graf, der Deutschen
Presse-Agentur. Unterstützung bekommt er von der Goethe-Universität.

In der Corona-Krise hätten die 35 deutschen Unikliniken bewiesen, wie
wichtig sie seien. «Die Universitätsmedizin hat besondere Lasten
getragen. Wir haben überproportional zur Versorgung der
Covid-19-Patienten und fast ausschließlich zum wissenschaftlichen
Vorankommen im Bereich der virologischen Forschung und innerhalb der
Kliniken beigetragen», sagte Graf.

Im Koalitionsvertrag würden sie erstmals «als eigene Entität»
geführt. «Insofern gehe ich davon aus, dass die neue Regierung sehr
wohl sieht, dass Universitätsklinika inhaltlich und organisatorisch
deutlich andere Aufgaben erfüllen als die, die über die Erlöse der
Krankenversorgung finanziert sind, oder - sofern es Lehre und
Forschung betrifft - über die Zuschüsse für den Fachbereich Medizin.
»


Vieles, was die Universitätskliniken leisteten, sei
«betriebswirtschaftlich im gegenwärtigen fallpauschalierten
Abrechnungssystem nicht tragfähig»: von der Weiterbildung von Ärzten

über die Expertise in seltenen Fächern bis zum Vorhalten von Betten
in einer Sonderisolierstation. An den Uni-Kliniken würden viele
Patienten behandelt, die andere aus wirtschaftlichen Aspekten nicht
behandeln wollten oder nicht versorgen könnten. Graf:
«Universiätsklinika sind die Bad Bank des Gesundheitswesens.»

Der Präsident der Frankfurter Goethe-Universität, Prof. Enrico
Schleiff, unterstützt Grafs Forderungen nachdrücklich:
Universitätskliniken «als Maximalversorger und Innovationsmotor»
dürften nicht dem gleichen Finanzierungskonzept unterliegen wie
Kliniken der Normalversorgung.