Mainz bekommt neues Helmholtz-Zentrum für Alternsforschung Von Peter Zschunke, dpa
Mit dem demografischen Wandel wächst das Forschungsinteresse an der
letzten Lebensphase. Die Bundesregierung will in Mainz ein neues
Zentrum dazu errichten. Erste Vorgespräche haben begonnen.
Mainz/Berlin (dpa/lrs) - Biochemie, Medizin und Psychologie nehmen
verstärkt die letzte Lebensphase in den Blick. Demnächst wird die
Alternsforschung am Forschungsstandort Mainz weiter ausgebaut. Die
Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, «mit
zusätzlichen Mitteln ein neues Forschungszentrum der
Helmholtz-Gemeinschaft für Alternsforschung (zu) errichten».
In einem ersten Schritt soll nun zusammen mit Expertinnen und
Experten sowie der Helmholtz-Gemeinschaft analysiert werden, «wie
genau der Bereich der Alternsforschung in Deutschland noch weiter
gestärkt und die bereits vorhandene vielfältige Expertise in diesem
Bereich sinnvoll ergänzt werden kann», wie ein Sprecher des
Forschungsministeriums in Berlin erklärte. Erst danach könnten Fragen
der Finanzierung und anderer Details «in einem
wissenschaftsgeleiteten Wettbewerb konkretisiert werden.» Erste
Gespräche zu dem Projekt haben begonnen. Aber es dauert noch etwas,
bis das neue Forschungszentrum Gestalt annimmt.
Hoch sind die Erwartungen, dass von der neuen Forschungseinrichtung
Impulse für neue Erkenntnisse und ihre praktische Umsetzung ausgehen,
um die Lebensqualität für alte Menschen zu verbessern. «Für unsere
Profilbildung zur Biotechnologie ist das ein sehr wichtiger Schritt,
da Alternsforschung auch Teil der Lebensforschung ist», sagt der
Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Die
SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD)
versichert: «Die Rheinland-Pfalz-Ampel wird alles dafür tun, dass
dieses Helmholtz-Zentrum in unserer Landeshauptstadt gegründet wird.»
Helmholtz-Präsident Otmar Wiestler bezeichnet es als besonders
reizvoll, «die Themen Altern, altersabhängige Erkrankungen und
innovative RNA-basierte Therapie an diesem herausragenden Standort
Mainz zusammenzuführen». Dies sei «ein weltweites
Alleinstellungsmerkmal». Für die RNA-basierte Medizin stehen in Mainz
besonders die Entwicklungsplattform TRON sowie Biontech mit seinem
Corona-Impfstoff und der Krebsforschung. In Mainz gibt es auch schon
ein Helmholtz-Institut zur Krebsforschung (HI-TRON). Wann und wie das
neue Zentrum eingerichtet wird, ist Gegenstand von Gesprächen
zwischen der Helmholtz-Gemeinschaft, dem Bund, dem Land und den in
Mainz beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen.
Dem Bundesforschungsministerium sei es wichtig, «dass auch künftig
die verschiedenen Perspektiven des Alterns in den Blick genommen
werden, wie zum Beispiel die Erforschung zu Therapien von
altersassoziierten Erkrankungen sowie die Gesunderhaltung und
Stärkung der Ressourcen älterer Menschen», sagt ein Sprecher des
Ministeriums. Mit Blick auf bestehende Einrichtungen wie das
Exzellenzcluster «Cellular Stress Responses in Aging-Associated
Diseases» (CECAD) an der Universität Köln oder das Leibniz-Institut
für Alternsforschung in Jena weist der Sprecher darauf hin, dass die
Bandbreite der Alternsforschung von der grundlagenorientierten über
die biomedizinische bis hin zur klinischen, versorgungsbezogenen und
technikorientierten Alternsforschung reiche.
Das Institut in Jena koordiniert zusammen mit dem Leibniz-Institut
für Resilienzforschung (LIR) in Mainz den neuen Forschungsverbund
«Altern und Resilienz», an dem 15 Institute der Leibniz-Gemeinschaft
mitwirken. Ziel ist die Untersuchung der Einflussfaktoren für
resilientes Altern, also der Erhaltung zentraler körperlicher und
geistiger Lebensfunktionen mit zunehmenden Jahren. Das geplante
Helmholtz-Zentrum in Mainz will aber eigene Forschungswege
einschlagen.
«Wir müssen versuchen, in diesem Helmholtz-Zentrum etwas zu
realisieren, was es weltweit in dieser Form noch nicht gibt», sagt
Wiestler im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Das Projekt
steht unter der Ägide des Forschungsministeriums. Gemeinsam mit dem
Land Rheinland-Pfalz, der Gesundheitsforschung in der
Helmholtz-Gemeinschaft und mit den wissenschaftlichen Akteuren am
Standort Mainz sollten wir verschiedene Beiträge bündeln - dies macht
das Projekt besonders reizvoll und interessant.»
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