Mehr als jeder zweite Schleswig-Holsteiner hat Auffrischungsimpfung

Schleswig-Holstein hat ein im Bundesvergleich hohes Tempo bei den
Auffrischungsimpfungen. Lockere Quarantäneregeln gelten im Norden ab
Samstag. Allerdings stiegen die Corona-Infektionszahlen zuletzt auf
einen neuen Rekordwert.

Kiel (dpa/lno) - Von Samstag an gelten in Schleswig-Holstein
angesichts der drohenden Gefahr für die kritische Infrastruktur durch
die immense Zahl an Corona-Neuinfektionen gelockerte
Quarantäneregeln. «Es geht in dieser Phase der Pandemie insbesondere
darum, die Handlungsfähigkeit der Gesundheitsämter sicherzustellen,
damit die vorhandenen Ressourcen auf den Schutz vulnerabler Gruppen
fokussiert werden können», sagte Gesundheitsminister Heiner Garg
(FDP) am Freitag. Dies setze ein hohes Maß an Eigenverantwortung von
allen Bürgerinnen und Bürgern voraus.

Das Gesundheitsministerium hat am Freitag einen entsprechenden Erlass
herausgegeben. Auf dessen Basis können Kreise und kreisfreie Städte
rechtlich maßgebliche Allgemeinverfügungen erlassen.

Zuvor hatten Bundestag und Bundesrat eine entsprechende Verordnung
gebilligt. Die neuen Regeln sehen vor, dass sich dreifach geimpfte
Kontaktpersonen von Corona-Infizierten nicht mehr in Quarantäne
begeben müssen. Das gilt auch für frisch doppelt Geimpfte oder frisch
Genesene.

Außerdem werden kürzere Quarantänezeiten im Fall von Infektionen
ermöglicht, um bei stark steigenden Infektionszahlen den personellen
Zusammenbruch wichtiger Versorgungsbereiche zu verhindern. Künftig
können sich Infizierte oder Kontaktpersonen, die die Vorgaben für
eine Quarantäne-Befreiung nicht erfüllen, nach sieben Tagen durch
einen PCR-Test oder einen zertifizierten Antigen-Schnelltest
freitesten.

Unterdessen kommt die Corona-Impfkamagne im Norden voran. Inzwischen
hat mehr als jeder Zweite eine Auffrischungsimpfung bekommen. Die
Quote lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) am Freitag
(8.00 Uhr) bei 50,7 Prozent, in der Altersgruppe 60 und älter bei
76,5 Prozent. Bei den 18- bis 59-Jährigen haben 50,4 Prozent eine
Auffrischungsimpfung erhalten und bei den 12- bis- 17-Jährigen sind
es 10,5 Prozent.

Schleswig-Holstein verzeichnet aktuell den zweithöchsten Wert bei
Auffrischungsimpfungen in Deutschland nach dem Saarland mit 54,8
Prozent. Bundesweit gibt das RKI einen Wert von 45,9 Prozent an.
Vollständig geimpft sind nach RKI-Angaben im nördlichsten Bundesland
77,0 Prozent der Bevölkerung. Mindestens eine Impfung haben 78,6
Prozent erhalten.

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) verteidigte zum Ende der ersten
Schulwoche nach den Weihnachtsferien die Corona-Teststrategie und den
Präsenzunterricht. «Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen jetzt so
viel Normalität wie möglich.» In den ersten Tagen nach den
Weihnachtsferien seien viele positive PCR-Tests gemeldet worden.
Mittlerweile zeige sich aber, dass Schüler und Lehrkräfte in
Schleswig-Holstein vergleichsweise geringer am Infektionsgeschehen
beteiligt seien als die Gesamtbevölkerung. An drei Tests pro Woche
wolle man festhalten.

Von Montag an gelten nach Priens Angaben neue Regeln für
Kontaktpersonen und Infizierte. Trete in Schulen ein
Corona-Infektionsfall auf, der durch einen PCR-Test bestätigt wird,
bestehe für andere Personen keine Absonderungspflicht. Ausnahmen
davon seien möglich, wenn die Schutzmaßnahmen nicht eingehalten
worden seien. Wer eine Auffrischungsimpfung erhalten habe, frisch
doppelt geimpft, geimpft und genesen oder frisch genesen sei, müsse
auch dann nicht in Quarantäne, wenn der Kontakt zu einer infizierten
Person außerhalb der Schule erfolgt sei.

Am Donnerstag war die Zahl der binnen eines Tages gemeldeten
Corona-Neuinfektionen laut Landesmeldestelle auf den bisherigen
Höchstwert 4317 Fälle gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte
am Donnerstag den Wert von 664,3. Am Vortag hatte die Zahl neuer
Infektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen 655,4 betragen,
am Donnerstag vor einer Woche 458,0. Im Vergleich mit den übrigen
Bundesländern liegt Schleswig-Holstein bei der Sieben-Tage-Inzidenz
laut Robert Koch-Institut weiter an dritter Stelle hinter Bremen und
Berlin.