Ärzteverband befürchtet mehr Infektionen durch neue Quarantäneregeln

Berlin (dpa) - Die Ärzteorganisation Marburger Bund befürchtet, dass
die neuen Ausnahmen von der Quarantäne zu mehr Corona-Infektionen
führen werden. Sie sollen an diesem Freitag vom Bundesrat beschlossen
werden. Kontaktpersonen von Infizierten müssen dann künftig nicht
mehr in Quarantäne, wenn sie eine Auffrischimpfung (Booster) haben
oder frisch - das heißt innerhalb des letzten Vierteljahrs - entweder
ihre zweite Impfung bekommen haben oder genesen sind.

Das gelte selbst dann, wenn sie sehr enge Kontaktpersonen seien, also
etwa mit Infizierten zusammenlebten, erklärte die Verbandsvorsitzende
der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte, Susanne Johna, am
Freitag im ZDF-«Morgenmagazin». «Das sehen wir kritisch, weil wir
fürchten, dass dann Infektionen weitergetragen werden.»

Generell sei es aber richtig, die Quarantäne und Isolationszeiten zu
verkürzen, weil die inzwischen vorherrschende Corona-Variante Omikron
eine kürzere Generationszeit habe. Das bedeutet, dass die Viruslast
schneller steigt, aber dann auch schneller wieder sinkt.

Andere Experten hatten es zuvor bereits scharf kritisiert, dass
Infizierte sich nach den neuen Regeln nicht nur mit einem
treffgenauen PCR-Test, sondern auch mit den unsicheren Schnelltests
bereits nach sieben Tagen vorzeitig aus der Quarantäne freitesten
können.

Der Bundesrat will die entsprechende Musterverordnung am Morgen in
einer Sondersitzung beschließen. Auf die Regeln hatten sich Bund und
Länder verständigt. Die Verordnung, die am Donnerstagabend der
Bundestag beschlossen hatte, muss dann von den Ländern noch in
Landesrecht umgesetzt werden.