Bundesrat berät über neue Quarantäne-Bestimmungen

Die Omikron-Variante des Coronavirus macht sich breit in Deutschland.
Der Bundesrat soll neue Quarantäneregeln beschließen. Zugleich
geraten Labore und Gesundheitsämter vielerorts an ihre Grenzen.

Berlin (dpa) - Der Bundesrat kommt am Freitag zu einer Sondersitzung
zusammen, um über weitere Maßnahmen in der Corona-Pandemie zu
beraten. Es geht um neue Quarantäneregeln, auf die sich Bund und
Länder verständigt haben. Die Verordnung, die der Bundestag am
Donnerstagabend beschlossen hat, legt etwa fest, dass Menschen mit
Auffrischimpfung von einer Quarantäne als Kontaktperson Infizierter
ausgenommen sind. Generell sollen Quarantäne- und Isolationszeiten
verkürzt werden.

Nach dem Bundestag soll sich am Freitag der Bundesrat, also die
Länderkammer, abschließend mit den neuen Regeln befassen. Letztlich
umgesetzt werden sie dann von den Ländern. Mithilfe der kürzeren
Quarantäne- und Isolationszeiten sollen wichtige Versorgungsbereiche
am Laufen gehalten werden, auch wenn die Infiziertenzahl stark
steigt. Bund und Länder hatten die Neuregelungen vergangene Woche
vereinbart.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach will zudem am Freitag eine
aktuelle Einschätzung zur immer stärkeren Ausbreitung der neuen
Omikron-Variante geben. Neben dem SPD-Politiker wollen sich der
Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, und der
Berliner Virologe Christian Drosten in der Bundespressekonferenz
äußern. Nach dem aktuellen RKI-Wochenbericht hat sich Omikron in
Deutschland rasant ausgebreitet. Nach den aktuellsten Daten für die
erste Kalenderwoche 2022, die auf Meldungen aus den Bundesländern
basieren und auch Verdachtsfälle einschließen, machte die Variante
laut RKI-Bericht einen Anteil von 73 Prozent aus und überwiegt damit.

Unterdessen beklagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen
und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, erneut
einen Personalmangel in den Gesundheitsämtern. «Viele
Gesundheitsämter haben deswegen die Kontaktverfolgung eingeschränkt.
Sie können sich nur noch um größere Ausbrüche, etwa in Pflegeheimen
,
kümmern», sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag).
«Bei weiter steigenden Infektionszahlen wird es schwierig für
die Gesundheitsämter, die Daten tagesaktuell einzugeben.» Wenn
das Personal nicht kurzfristig deutlich aufgestockt werde, habe man
in den nächsten Wochen keinen klaren Überblick über die Pandemie.

Politiker forderten wegen der Engpässe in den deutschen Laboren bei
der Auswertung von PCR-Tests Regeln dazu, wer vorrangig einen solchen
Test machen können soll. So sagte der Gesundheitsexperte der
Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), der «Welt»: «Solange

eine Überlastung droht, müssen die vorhandenen Kapazitäten primär
nach Dringlichkeit und medizinischem Bedarf genutzt werden.» Das
Gesundheitsministerium müsse schnellstens eine Handlungsempfehlung
zur Priorisierung bei PCR-Tests vorlegen. Der Vorsitzende des
Verbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, sagte: «Die
Testlabore in Norddeutschland sind bereits am Limit, und es ist eine
reine Zeitfrage, bis alle im Land diese Marke erreicht haben.»

Nach Ansicht des Virologen Klaus Stöhr ist die Nachverfolgung von
Kontakten infizierter Menschen schon jetzt nicht mehr angemessen.
«Von der Inzidenz her ist es von den Gesundheitsämtern nicht mehr zu
stemmen», sagte er in dem Podcast «Die Wochentester» des «Kölner

Stadt-Anzeigers» und des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Er
ergänzte: «Wenn ein Großteil der Bevölkerung mild und asymptomati
sch
infiziert ist und Antikörper hat, wird eine sogenannte
Kontaktnachverfolgungs-Quarantäne sinnlos.» Der beste Weg aus der
Pandemie wäre nach Stöhrs Worten, wenn sich Geimpfte infizierten. «Im

Paket wird es dann einen langanhaltenden Immunschutz geben.»